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Alt 08.09.2006, 22:58
chaosbarthi chaosbarthi ist offline
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Standard AW: Adenomkarzinom

Hi abcd,

ich habe keine Ahnung wie "typische Krebsschmerzen" sich anfühlen und weiß eigentlich auch nicht wirklich, was du damit meinst. Ich würde meinen, dass es sich einerseits in Abhängigkeit von der Krebserkrankung und Lage des Karzinomgeschehens, aber eben auch in Abhängigkeit von Schmerzempfindungsfähigkeit und Persönlichkeit eines Menschen total unterschiedlich anfühlen kann. Ich hatte vor meiner OP Krebsschmerzen, die dadurch zustande kamen, dass sich der riesengroße Tumor mit seinem großen Gewicht durch Einwachsen an die Bauchdecke hängte. Anfangs fühlte es sich an wie Krämpfe vor einem Darminfekt und zeitweilig fiel es mir schwer, gerade zu gehen. Wäre ich nicht operiert worden, wäre es innerhalb der nächsten Woche zu einem Darmverschluss gekommen, mit genau den Schmerzen, die Darmverschluss halt so begleiten.

Das Einzige, was ich weiß, ist diesbezüglich, dass man Schmerzen im Bauchraum mitunter auch dort fühlen kann, wo sie gar nicht ausgelöst wurden. Es gibt viele Nervenenden, die vom Bauchraum zum Rückenmark und Gehirn führen und nur wenige, die den Weg auch zurück gehen. D. h., es passiert vielleicht unten links im Bauch etwas und die Nerven melden es ans Rückenmark und an das Gehirn. Das Gehirn meldet "Schmerzen" zurück, aber die Meldung kann sich in Ermangelung vorhandener Nervenbahnen keinen Weg zum Ursprungsort bahnen. Da die Informationen niemals irgendwo "steckenbleiben" können, werden sie halt dennoch weiter gegeben, z. B. an eine Nervenbahn, die zum Rücken führt oder eine, die zum Arm führt usw..

Ich würde meinen, mit dem Schmerzerleben, das dein Vater hat, dass wirklich etwas im Bauchraum passiert, ob es aber am Krebsgeschehen liegt, vermag ich nicht zu sagen. Auch Bestrahlung kann alles Mögliche auslösen und es könnte hundert andere Gründe geben.

Durch die Schlaflosigkeit muss dein Pa halt durch. Da hatte ich auch mit zu kämpfen. Ich habe teilweise die ganze Nacht nur eine halbe Stunde geschlafen... Ist halt so und wird irgendwann auch wieder anders. Wenn man versucht, das einfach anzunehmen, kommt man deutlich besser damit klar.

Schmerzmittel: Menschen reagieren unterschiedlich auf die verschiedenen Schmerzmittel. So hat Tramal bei mir gut angeschlagen, ich kenne aber auch Menschen bei denen es gar nicht gewirkt hat und auch Menschen, bei denen es sich nachteilig ausgewirkt hat (Darmlähmung ). Jeder Mensch ist da anders und außerdem gibt es unterschiedliche Wirkungsgrade:

WHO-Schmerzmittelskala:

Stufe-I:
Periphere Analgetika:Acetysalicylsäure (z.B. Aspirin), Paracetamol, Metamizol, NSAR. Bei einer dauerhaften Anwendung über Monate oder Jahre können durch manche dieser Medikamente Schäden an der Magen-und Darmschleimhaut entstehen.

Stufe-II:
Schwache Opioide:Tilidin, DHC,Tramadol (und Tramal). Die Kombination von zentralwirksamen schwachen Opioiden mit Medikamenten der Stufe-I verbessert die Schmerzlinderung. Die Substanzen der Stufen I+II greifen jeweils an unterschiedlichen Stellen im Körper an.

Stufe-III:
Opiate: Morphin, Hydromorphon, Oxycodon, Fentanyl. Ersatz der Opioide der Stufe-II. Die Substanzen der Stufen greifen jeweils an unterschiedlichen Stellen im Körper an und können kombiniert werden.

KO-Medikation:Unterstützung der Wirkung durch verstärkende Stoffe, die alleine nicht analgetisch wirksam sind.

Du siehst, da ist noch viel drin. Ich habe einen Cocktail aus einigen dieser Schmerzmittel bekommen. Enthalten im Cocktail waren Tramal, Metamizol und Morphine. Auf meine Bitte hin hat man die Morphine herausgenommen, weil ich schwere Halluzinationen und Angstzustände dadurch hatte (viele Menschen würden für diesen Trip viel Geld hinblättern und ich hatte einfach nur Schiss ).

Auch wenn es schwer fällt, warte einfach ab. Wir hier im Forum sind alle keine Ärzte. Mehr kann ich dir beim besten Willen nicht dazu sagen.

LG chaosbarthi
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