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Alt 13.11.2016, 05:33
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo liebe Dream,

es ist Sonntag früh, morgen ist Diagnose-Termin für Euch, und Du schriebst:
Zitat:
Meiner Mutter geht es nicht gut. Das Ganze war einfach zu viel für sie. Entweder ist sie körperlich in einem wirklich sehr schlechten Zustand oder dann ist es psychisch. Obwohl sie keinen Alkohol trinkt, wirkt sie wie betrunken. Sie kann nicht mehr gut zwischen Traum und Realität unterscheiden. Diesmal erschien ihr nicht nur das Licht des Kochherds verändert, sondern auch die Stube in ihrer Größe und Einrichtung, obwohl sie seit Jahren gleich wohnt. Sie hat offenbar ein Derealisationserleben. Vielleicht aus Erschöpfung oder weil sie immer noch im Schock ist. Sie kann auf einmal die einfachsten Dinge nicht mehr, z. B. beim Handy eine Tel-Nummer wählen oder eine Einkaufsliste korrekt durchgeben. Oder dann spült sie Geschirr und dieses ist immer noch verschmutzt, ohne dass sie es merkt.
Das klingt alles gar nicht gut.
Du erinnerst Dich, daß ich w.o. fragte, ob Deine Mutter evtl. noch mehr Zeit braucht, um die ganze Situation "bewältigen" zu können?

Ich kann beim besten Willen nicht annähernd beurteilen, inwieweit Deine Mutter (rein körperlich) die Strapazen der vorherigen Behandlung "überstanden" hat.
Zumindest so weit, daß sie sich in der Lage fühlt, den Termin am Montag auch wahrnehmen zu können.
Bitte frag sie danach, ob sie sich das zutraut.

Wenn nicht, überleg Dir bitte, ob es dann nicht besser wäre, den Termin abzublasen und zu verschieben.

Was die Desorientierung anbelangt, könnte das eine Folge der vorherigen Behandlung sein:
Körperliche Schwächung überlagert mit psychischer Überforderung.
Beides kann "Hand in Hand" laufen.
Könnte auch in Richtung PNP gehen:
http://www.medizinfo.de/neurologie/p...ursachen.shtml

Nochmal:
Frag Deine Mutter bitte eindringlich, ob sie den Diagnose-Termin wahrnehmen will.
Denn es kommt nur auf ihren Willen an.

Zitat:
Es kommt mir so vor, als würde sie innerlich auf Wanderschaft gehen wie eine Pilgerin, nur noch auf Gott und den Himmel ausgerichtet. Als mein Vater früher ähnlich sprach, starb er bald darauf. Entweder ist es der Schock, die Krankheit oder der Vorlauf eines Sterbeprozesses, so mein Eindruck. Wirklich kämpferisch sieht anders aus. Sie steht immer noch neben sich und sie hat Angst vor Montag, dem Termin. Wir haben ihren Rollator optimiert, daran hält sie sich nun innerlich fest, dass wir diesen Weg gemeinsam schaffen.
Nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich Dir als völlig "Andersgestrickter" nur eines raten kann:
Mach Deiner Mutter bitte irgendwie klar, daß ihr Gott und der Himmel herzlich wenig dabei helfen können, zu überleben.
Als sie "stützende" Punkte des "inneren Haltes" vielleicht - ja.

Aber dennoch braucht sie Ärzte, eine definitive Diagnose, ihr eigenes Wollen (zu überleben) und natürlich auch jede Menge Glück.
So einfach ist das aus meiner Sicht.

"Münz" das bitte so um, daß diese Zusammenhänge auch Deiner Mutter klar werden.
Die richtigen Worte dazu wirst Du schon finden können.

Sie "vergibt" sich nichts dabei, sich einer Diagnose zu unterziehen.
Angst davor braucht sie auch nicht zu haben.
Welche Angst denn genau??

Welche Handlungs-Alternative sie nach der Diagnose wählt, ist ihre Sache.
Eigentlich müßte sie aus meiner Sicht in ihrem eigenen Interesse daran interessiert sein, welches Ergebnis die Diagnose erbringt.

Es geht hierbei nicht um "Entmündigung", sondern darum, einem geliebten Menschen dabei zu helfen, das für ihn Richtige tun zu können.
Das kann er aber nur dann tun, wenn Sachverhalte festgestellt wurden.
Auch das ist so einfach.

Überdenk und besprich das alles mit Deiner Mutter.
Und handelt danach in Übereinstimmung.
Besprich auch mit ihr, ob es nicht vielleicht angebrachter wäre, zunächst mal etwas gegen ihren Zustand der Desorientierung zu tun.
Tiefergehend:
Wie soll sie sich auf etwas konzentrieren können, wenn sie die Orientierung "verloren" hat?

Frag sie bitte auch das.
Denn es ist nicht einfach, ggf. die Verantwortung für das Handeln eines anderen Menschen zu übernehmen.

Du brauchst absolute Klarheit - wie eingangs bereits gesagt!!
Auch in Deinem eigenen Interesse, um nicht später "von Zweifeln zerfressen" zu werden, das Richtige getan zu haben.

Wirst das aber schon schaffen.
Dein Bemühen hier im Forum, den "richtigen Weg" "abzusichern", deutet darauf hin.
Entscheidungen, notfalls auch stellvertretend für Deine Mutter, mußt Du aber selbst treffen.

Diese "Last" kann Dir niemand abnehmen.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung