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Alt 05.02.2009, 09:13
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bernhardiner bernhardiner ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Voranstellen möchte ich meine aufrichtige Anteilnahme allen, die in diesem Forum einen lieben Angehörigen verloren haben.
Ich habe ja sonst im Thema Gallenblasentumor (warum???) geschrieben.
Meine liebe Karin ist am 24.01.09 verstorben. Wir waren 41 Jahre zusammen, davon 37 Jahre verheiratet. Als im vergangenen März die Diagnose Krebs gestellt wurde, stürzte über uns alles ein. Da in der Fam. meiner Frau der Krebs gehäuft aufgetreten ist, (meine Schwiegermutti wurde nur 51 Jahre), waren wir vorgewarnt und besonders Vorsichtig. Keine Vorsorgeuntersuchung wurde ausgelassen und dann kam die Krankheit heimtückisch über die Galle. In 2 Kliniken wurde uns dann bestätigt, eine OP ist nicht mehr machbar, es gab bereits zuviele Metastasen. Es folgten 13 Chemo-Behandlungen. In dieser Zeit hat meine Frau über 35kg abgenommen. Im Herbst wurde dann ein erneutes CT gemacht, welches als Ergebnis hatte, einige Metastasen sind unverändert, an der Leber sind neue hinzugekommen, der Rest ist größer geworden. Damit war meine Frau austherapiert. Ab jetzt nur noch palliative Maßnahmen. Zu keiner Zeit stand es für uns außer Frage, meine Frau bleibt bis zum Schluß zu Hause. Ich mußte zwar Anfang Jan. dann doch einmal den Notarzt rufen, sie wurde ins KKH eigeliefert. Dort hat man ihr einen Stent in den Gallenweg eingesetzt. Schon knapp eine Woche später konnte ich Karin wieder mit nach Hause nehmen. Es folgte ein kurzes Hoch, wir planten sogar noch einen Kurztripp nach Dänemark, weil meine Frau sich auch von dort verabschieden wollte. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen. Es ging dann doch alles sehr schnell. Innerhalb weniger Tage verschlechterte sich der Zustand extrem bis sie dann am 24. in meinen Armen eingeschlafen ist.
Rückblickend kann ich sagen, dieses Jahr hat ganz tiefe Spuren hinterlassen. In jeder Hinsicht. Prioritäten wurden neu gesetzt. Echte Freunde erkannt.
Das Zusammenleben mit Karin war nie so innig, wie in dieser Zeit. Das gilt für beide und über Tod hinaus. Ich habe Erfahrungen machen dürfen, wo ich nie gedacht hätte, daß ich das aushalten kann. Bis hin zum Waschen und neu Ankleiden meiner Frau nach dem Sterben gemeinsam mit der Krankenschwester der Arbeiterwohlfahrt, die als Erste da war.
Der Hausarzt hatte mich vorgewarnt, es würden Phasen kommen, wo Karin mir bewußt weh tut, um mir den Abschied leichter zu machen. Diese Phasen hat es nie gegeben. Es gab verzweifelte Momente, wo wir beide einfach nur geheult haben. Aber es gab wunderschöne Momente, wenn Karin an meiner Schulter gelegen hat und plötzlich ganz ruhig und entspannt wurde.
Ganz sicher aber ist, unsere Entscheidung, nicht in ein Krankenhaus zu gehen, war für uns die richtige. Aber diese Entscheidung muß jeder für sich treffen. Man muß wissen, es kommen Dinge auf einen zu, von denen hat man noch nicht mal zu träumen gewagt.
Schatzi, ich liebe und vermisse Dich so sehr.
Siegfried
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