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Alt 17.01.2005, 12:45
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Standard Hat man meine Mama aufgegeben???

Hallo Ihr…
Erstmal Danke für eure Worte….

Ich ( 32 ) muss mir etwas von der Seele schreiben und hoffe ich verletze niemanden….
Mein Verhältnis zu meiner Mutter ( 56 ) war nicht immer gut, sie hatte mich oftmals verletzt, aber das hat sich in den letzten 4 Jahren geändert.
Wir haben uns nicht sehr oft gesehen ( 65km Entfernung ) aber wenn ich sie mit meinen Kindern besucht habe war es immer sehr schön „bei Muttern zu sein“
Zu ihrem 2. Mann hatte ich ein weniger gutes Verhältnis, aber meiner Mutter zu liebe kamen wir miteinander aus.
Schön war es auch immer, wenn wir uns auf Fehmarn getroffen haben ( sie und auch ich haben dort einen Dauercampingplatz ), dort schöpfte sie immer Kraft für den alltäglichen Stress mit Arbeit ect.

Als sie im Juli von ihrer Krankheit erfuhr war es für uns alle ein Schock.
Wir telefonierten sehr oft und ich schaffte es so ca alle 1 ½ Wochen sie zu besuchen.
Weihnachten weinte sie, weil sie so gerne ihre Enkelinnen ( 3+5 ) noch mal sehen wollte, aber es ihr zustand nicht zulasse. Ich habe immer den Laptop mitgehabt um immer neue Bilder von den Mädchen zu zeigen. Sie hatten auch für sie gemalt und gebacken.

Am Dienstag, 4. Januar rief mich ihr 2. Mann an und sagte das es ihr sehr schlecht geht und sie im Krankenhaus ist und die Ärzte meinten „ wir wissen nicht ob wir ihr mit der Bestrahlung einen gefallen getan haben“…

Mein Ex-Mann und seine Freundin nahmen sich von der Arbeit frei um auf meine Mädchen ( nur eine ist von ihm, er ist selbstständig ) aufzupassen, die 2 Jungs ( 11 + 13 ) von meinem Lebensgefährten ( er bekam leider kein frei ) brachten wir bei ihrer Großcousine unter und ich „quartierte“ mich bei meinem Stiefvater ein und waren ständig im KH.
Es tat soo weh meine Mama so zu sehen….
Donnerstagmorgen rief das Krankenhaus an, da meine Mutter sehr unruhig war und nach ihrer Mutter verlangt…
Ich fuhr so schnell ich konnte zu meiner Oma um sie zu holen und zu Mama zu bringen…
Mama bekam Morphium und Beruhigungsmittel..
Als ich abends mit meiner Mama alleine war, sah sie sehr traurig aus und ich fragte sie ob sie weinen möchte..und wir weinten gemeinsam..

Freitag spät abends bekam sie zentrales Fieber….
Ihren zustand möchte ich nicht weiter beschreiben…
Ich hielt immer ihre Hand und als sie mich so leer ansah ( sie schlief immer wieder ein ), sagte ich weinend „ Mama wenn Du nicht mehr magst…., dann lass los….so schwer es für uns ist..aber diese Qual hast Du nicht verdient…“

Samstagmorgen wurde ich mit einer lieben sms von meinem Lebensgefährten eine Stunde eher geweckt als ich aufstehen wollte, und bin somit eher bei meiner Mama im Krankenhaus gewesen. Als ich alleine in ihr Zimmer kam hatte sie die Augen offen und schaute mich an und ich nahm gleich ihre Hand und küsste sie und sagte das ich wieder bei ihr bin…..
Dann ist sie ganz sanft „rüber“ gegangen….

Als ich so weinend noch bei ihr saß, hatte ich das Gefühl, dass sie mich auf der Schulter berührte und sagte „ Tanja, es geht mir gut, ich habe keine Schmerzen mehr und ich kann wieder tief einatmen“

Was ich damit sagen möchte ist, das es, glaube ich, wichtig ist loszulassen und das man sich selbst nicht verstellen soll vor den Betroffenen und das sich somit der Betroffene nicht vor und für uns verstellen muss, sondern seinen Gefühlen freien lauf lassen kann.
Aber wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist um „loszulassen“ ist ganz verschieden.

Ich frage mich immer wieder warum ICH bei ihr war als sie ging und nicht ihr Mann oder meine jüngere Schwester, denn die beiden hatten doch ein viel engeres Verhältnis zu ihr als ich.
Was nicht heißen soll, dass ich es bereue dass ICH bei ihr war!!

Ich hoffe ich habe mit diesem Beitrag niemanden verletzt

Lg Tanja
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