Thema: Denkfehler?
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Alt 16.07.2012, 01:16
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen runter AW: Denkfehler?

Liebe Aqui und alle anderen Papa-/Mamasitter,

ich lese schon einige Zeit, was euch so alles passiert. Ich bin entsetzt und kann nur den Kopf schütteln, was euch da durch eure lieben Altvorderen zugemutet wird.

Ich bin selber verwitwet, nicht mehr ganz jung und habe zwei erwachsene Töchter. Auch ich hatte gewaltige Schwierigkeiten nach dem Tod meiner Frau vor 4 1/2 Jahren. Putzen, waschen, kochen, aufräumen, der ganze Papierkram. Dazu kommt ja das, was ich sowieso schon im und um das Haus herum immer getan hab.

Doch es wäre mir im Traum nicht eingefallen, damit meine Töchter oder deren Männer zu belämmern. Die haben doch ihr eigenes Leben mit Kindern, Haus, Beruf und was weiss ich. Ich war auch nicht ständig bei ihnen oder habe sie zu mir zitiert. Wozu? Ich bin 3 mal 7 alt und einigermaßen Herr meiner Sinne. OK, was nicht auf Anhieb geklappt hat, wurde dann halt erst im zweiten oder dritten Anlauf erledigt. Was ich heute nicht schaffe, bleibt auch mal liegen bis morgen.

Es sind meine Kinder. Sie haben natürlich in gewisser Weise auch Pflichten mir gegenüber und ich bestimmte Rechte. Doch umgekehrt wird genauso ein Schuh daraus. Sie haben gewisse Rechte und ich ebensolche Pflichten ihnen gegenüber. Dass sie mir zu Anfang gerne unter die Arme griffen, war OK. Doch irgendwann war damit Schluss. Nicht nur, weil es ihnen zu viel wurde, sondern auch weil ich das nicht auf Dauer wollte. Unser Verhältnis zueinander hat sich wieder normalisiert. Wenn einer den anderen wirklich braucht, so sind wir sofort füreinander da.

Natürlich hat sich unser Verhältnis verändert mit dem Tod ihrer Mutter und meiner Frau. Es ist ungleich intensiver als vorher. Doch jeder von uns braucht seinen Freiraum und ist ansonsten eigenverantwortlich.

Das hört sich jetzt ziemlich kalt und nüchtern an, ist jedoch das Ergebnis von vielen Gesprächen und Akzeptanz des jeweils Anderen und vielen nicht geschlafenen Nächten. Es war nicht einfach, das könnt ihr mir glauben, und so manches Missverständnis musste ausgeräumt werden. Aber das Ganze hat uns zusammen geschweißt, unser Verhältnis ist herzlicher und besser als je zuvor. Ich liebe sie und sie lieben mich. Da ist nichts kaputt gegangen. Im Gegenteil.

Man muss einfach miteinander reden und bereit sein, die Ansichten des Anderen zumindest zu verstehen. Meine Frau kann und darf und soll mir niemand ersetzen. Ginge auch gar nicht. Schon gar nicht durch meine Kinder (wollen sie auch nicht, wie denn?) und ich kann ihnen ihr Leben nicht diktieren. Menschen, die in dieser Situation so reagieren, wie ihr es beschreibt, waren nie selbstständig sondern schon immer abhängig gewesen. So leid es einem auch tun kann, dann müssen sie es halt jetzt lernen.

Das jetzt mal so von der anderen Seite, der Seite des Witwers, gesehen.


Euch allen liebe Grüße und viel Glück,

Helmut
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