Einzelnen Beitrag anzeigen
  #22  
Alt 18.01.2009, 23:19
Benutzerbild von Tine70
Tine70 Tine70 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.06.2008
Beiträge: 388
Standard AW: Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

Hatte mal den Wunsch, meinen "alten" Thread durchzulesen.. Die Diagnose, die tausend Fragen, das furchtbare Erkennen der schlimmen Prognose, das Hoffen...Wir hatten solch' große Hoffnungen in eine Whipple-OP und ich erinnere mich nur noch zu gut an den Anruf meiner Mutter, dass diese nicht durchgeführt werden kann, wie sie geschluchzt hat, was wir nur ohne ihn tun sollen...ich erinnere mich an die schmerzhaften und niederschmetternden Prognosen der Mediziner, aber auch an all die lieben Menschen und Freunde, die gerade stehen und immer da sind.
Wenn ich bedenke, wie sehr sich unser Leben innerhalb eines guten halben Jahres verändert hat, so erkenne ich die, die ich damals war, fast nicht mehr wieder; das, was mich damals gedanklich vorrangig beschäftigt hat, erscheint mir so banal angesichts dessen, womit wir konfrontiert wurden und ich wundere mich, was wir zu leisten vermögen..Immerhin das habe ich bislang als "positive" Erfahrung mitgenommen: Eine solche Diagnose reduziert uns knallhart aufs Wesentliche, zeigt uns, was wirklich zählt im Leben, lässt uns erkennen, wer zu uns steht und was zu leisten wir imstande sind, wie wir helfen und stützen können.
Ich hätte auch nie geglaubt dass ich, die alles immer gerne mit sich selbst ausmacht, so viel in einem öffentlichen Forum preisgeben kann und noch weniger hätte ich gedacht, dass ich hier so viele liebe Menschen treffe, die einfach verstehen, nicht verurteilen und so viel geben.
Einige, die mir hier geschrieben haben, haben ihre Liebsten verloren, so viele kämpfen und hoffen und ich wünsche euch allen zum einen Trost , zum anderen Kraft und einen nicht zu erschütternden Glauben daran, dass es eine gute Wendung nehmen kann !
Egal, wie groß meine Sorge im Moment um meinen Stiefvater sind, wie wenig ich verstehen kann, warum es einen solchen Menschen, der sein Leben lang geholfen und nichts Böses getan hat, treffen muss, warum meine Mutter erst ihre eigene Mutter an diesen verfluchten Krebs verlieren muss und dann ihr Mann, mit dem sie endlich glücklich war, an diesem erkrankt, so will ich doch noch ein wenig Hoffnung haben, sonst kann ich das alles nicht ertragen...ich hoffe auch, dass ich genug Kraft habe zu erkennen, wann wir akzeptieren müssen, dass der Weg nun ein anderer sein wird und diesen begleitend mitgehen kann, doch das ist im Moment fern und da soll es bitte auch noch bleiben...
Loslassen lernen müssen wir noch früh genug und eine Antwort auf das große "Warum" gibt es vermutlich nicht...
Ich weiß nicht, wie es hier weitergehen wird, manchmal geht es ihm so furchtbar schlecht, dass ich große Angst bekomme, dann scheint es wieder ein wenig aufwärts zu gehen, daraus schöpfe ich Hoffnung und tröste mich ein wenig.
Ich will nicht die Augen davor verschließen, wie schlimm diese Krankheit ist und ich sehe auch, wie er immer schwächer und schwächer wird, doch es scheint eine Art Schutzfunktion zu sein, es noch nicht so arg an sich herankommen zu lassen. Wie schmerzhaft es ist, einen Menschen immer weniger, immer schwächer werden zu sehen, wisst ihr alle hier, wie jeder Tag aufs Neue definiert werden muss, wie es sich anfühlt, wenn die kalte Hand der Angst das Herz umfasst...
Ich will aber auf keinen Fall anderen die Hoffnung nehmen, die Kraft zu kämpfen, denn die brauchen wir alle so sehr und ich wünsche allen, die viel Trost brauchen, weil sie ihre Lieben verloren haben, alle Kraft der Welt.

So, das war mein persönliches Wort zum Sonntag, wollte ich einfach mal los werden und denen danken, die ihre Zeit, ihr Wissen und ihr Herz hier investieren!



Alles Liebe, Martina
__________________
An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser

-Charlie Chaplin-

Geändert von Tine70 (18.01.2009 um 23:24 Uhr)
Mit Zitat antworten