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Alt 20.12.2009, 22:30
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Unsere Tochter, unser Engelchen (17) hat es nicht geschafft

liebe ute,

ich glaube, das mahanuala meinte, das mel als frühchen mit verhältnismässig wenig gewicht geboren wurde und dann dem *schicksal* siebzehn lebensjahre abgestrotzt hat, ihr leben bewusst für pläne und ziele genutzt hat, und schon von anfang an eine kämpferin war, bis ganz zuletzt!
so habe ich ihre zeilen verstanden.

ich glaube dir, dass es sehr schwer ist, sich von zukunftsplänen des einzigen kindes zu lösen und wieder eigene zu entwickeln, weil vielleicht in diesem trauerstadium alles, aber auch alles sinnlos und leer erscheint. natürlich sieht man vorerst auch nur das eigene, tragische schicksal. und da ist keine fairness und keine gerechtigkeit und kein trost.

in unserem bekanntenkreis ist ein ehepaar, das sein einziges kind verloren hat. ihr sohn hatte glasknochenkrankheit und starb im alter von 20 jahren.
sie haben ihrem sohn eine lehre ermöglicht, obwohl er schon stark eingeschränkt war und die lebenserwartung gering ist und immer mehr mit einer verschlechterung des gesundheitsstandes gerechnet werden musste. ich denke, sie haben für ihr kind alles getan. beide verwaisten elternteile arbeiten in "normalen" berufen, obwohl sie viel vermögen haben und es nicht müssten. anscheinend haben sie in der zeit des abschieds, der ja ab diagnose sozusagen begann, und nach der endgültigkeit des todes ihres einzigen kindes noch einen sinn für ihr leben finden können.
so ein austausch mit anderen verwaisten eltern kann vielleicht helfen. wenn es noch keine derartige gruppe in deinem wohnort gibt: es gibt sicherlich verwaiste eltern in deiner stadt und vielleicht habt ihr irgendwann die kraft, so eine gruppe zu gründen. das netzwerk hilft euch sicherlich bei den ersten schritten. aber es kostet anfangs sicher auch kraft.

ich denke, es ist wichtig, immer auch auf die "haben"-seite zu schauen.
ihr habt alles für euer kind getan, hattet ein gutes, liebevolles verhältnis zueinander (das liest man aus deinen zeilen) und eine intensive zeit miteinander. der schmerz um den verlust eurer einzigen tochter ist ganz sicher unerträglich und wir hier können ihn nur erahnen.
jetzt habt ihr noch einander und was ein sinn eures lebens noch werden kann, wird die zukunft zeigen.

das schicksal von mel und deiner familie macht sehr betroffen. es unterscheidet sich so von den anderen schicksalen hier im forum, da ihr als eltern euer kind verloren habt, während sonst töchter oder söhne ihre mutter oder ihren vater verlieren oder enkel ihre oma oder ihren opa usw.
siebzehn jahre: das ist eine lange zeit sich nah zu sein, die trennung vom elternhaus durch ausbildung, auszug, volljährigkeit ist noch nicht vollzogen und dann endet es so abrupt. und mel konnte ihr erwachsenensein nie erleben und ihr mit ihr auch nicht. das sind die träume, die nicht gelebt werden konnten.

ich denke jeden tag an euch, auch wenn das euch den schmerz nicht lindern kann.

liebe gruesse, vintage
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lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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