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Alt 21.07.2008, 03:48
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bergmädel bergmädel ist offline
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Standard AW: Jetzt doch zum Psychologen !

Hallo Norma

Ich bin mit Dir einer Meinung, dass die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmen muss. Unter Umständen muss man eine Menge Klinken putzen, bis man den- oder diejenige gefunden hat.

Glücklicherweise lässt unser Gesundheitssystem zu, dass man vor Beantragung einer Psychotherapie bis zu fünf Probestunden mit einem Therapeuten vereinbaren kann, um sich dann zu entscheiden, auch wiederholt.

Nicht gut für eine Therapie ist es allerdings auch, wenn ein Therapeut nur verständnisvoll ist, nur heile heile macht, und den/die PatientIn nur schont.
Wenn man mit Angst an die nächste Stunde denkt, evtl. sogar davon träumt und schlecht schläft, ist das erstmal kein schlechtes Zeichen.
Es zeigt, dass eine Auseinandersetzung stattfindet, bzw. beginnt.
Und das sollte man in der Therapie thematisieren.

Eine Therapie kann Schwerstarbeit bedeuten. Sie konfrontiert uns unter Umständen mit soviel verdrängten Ängsten, hebelt unsere Strategien zur Schmerzvermeidung aus, macht uns schmerzlich klar, dass niemand, auch der Therapeut nicht, außer uns selbst, für die Lösung unserer Probleme zuständig ist.
In einer Therapie geht es um Konfrontation; wir begegnen unter Umständen traumatischen Erfahrungen und Gefühlen wieder. Und altbewährte Muster, eben diese zu vermeiden, lösen sich nicht schmerzfrei.

Das Zauberwort heißt Selbstverantwortung. Der Therapeut, wenn es ein guter ist, wird Dir das vermitteln und Begleitung anbieten- aber keine Rettung.
Genauso wird er versuchen, mit dem Potential, was jeder psychisch "Instabile" mitbringt, zu arbeiten und den- oder diejenigeN aufzufangen.
Es sollte ein Gleichgewicht herrschen in der Therapie zwischen Selbstverantwortung und Vertrauen.

Ich kenne die Symptome einer anstrengenden Therapie. Ich bin mit 99 Dämonen im Nacken aus Therapiestunden gerannt, habe den Therapeuten verflucht, für unfähig und gleichgültig erklärt, habe Pausen gemacht, denke heute, ich hätte keinen besseren finden können.

Noch was: Je nach Symptomatik kann es sehr lange dauern, bis eine Therapie angstlösende Früchte trägt.

Was ich bedauere, ist, dass die Behandlungsmöglichkeiten bei psychischen Problemen bei uns kaum Spielraum zwischen einer wöchentlichen Therapiestunde oder gleich einem (Tages-)Klinikaufenthalt bieten.
Dafür, dass alleine z.B. Depressionen mittlerweile zwar als "Volkskrankheit" fast anerkannt sind, hat das Gesundheitssystem meiner Meinung nach nicht ausreichend reagiert.
Aber das ist nun wieder ein anderes Thema.

Wenn Du eine Adresse eines Therapeuten (männlich, Psychologe für tiefenorientierte Psychotherapie, Kassenvertragspartner) in Dortmund möchtest, der im oben beschriebenen Sinne arbeitet, schreib' mich gerne an.

LG Sandra
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Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.

Rilke

Geändert von bergmädel (21.07.2008 um 06:53 Uhr)
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