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Alt 15.04.2014, 14:57
Birgits Schwester Birgits Schwester ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Störchin,

meinem Schwager geht es dahingehend besser, dass er aktiv nach Hilfe sucht und zum autogenen Training geht, da er bemerkt hat, wie die Psyche seinen Körper strapaziert.

Du schreibst, Du warst dabei zu recherchieren, was Deinen Bruder hätte retten können... DAS habe ich auch schon so oft recherchiert.. Ja, eine sinnbefreite Aktion, aber man tut soviele Dinge in dieser schweren Zeit. Ich habe jetzt meiner Schwester einen Brief geschrieben mit allem, was ich ihr noch sagen wollte. Mir hat das wirklich irgendwie gut getan. Es ist doch so, dass wir immer über alles geredet haben, alles ausgewertet haben. Auch ihre Operationen, ihre Therapien usw., Dieses Mal jedoch blieb offen, wie es ihr, wie es uns ging, als sie uns verlassen hat. Nie wird sie erfahren, wie für uns der Tag und die Tage danach waren. Nie werden wir erfahren, wie es war für sie...zu sterben. Dieser Brief hat mir das Gefühl gegeben, ihr all das mitteilen zu können, was ich nicht mehr sagen konnte, was mich quält. Und ich habe mich nochmal verabschiedet... Das alles mindert oder beschleunigt meine Trauer nicht, aber es ist ein Anfang, es erstmal überhaupt zu akzeptieren. Oder damit zu beginnen. Im Ganzen geht es mir schlechter als die ersten zwei Monate. Als wäre ein Schutzmantel abgefallen. Als würde erst jetzt gnadenlos die wirkliche Trauer zuschlagen.

Und ehrlich gesagt, ist es mir wurscht, wenn Menschen sagen: Wo soll der Brief denn hingehen? Glaubst du sie bekommt ihn? Und ich sage: Natürlich. Ich lege ihn in ihr Grab. Ob Gedanken, Gefühle oder auch Inhalte von 'Briefen die Toten erreichen können weiss ich nicht, aber das Gegenteil kann mir auch keiner belegen.

Liebe Störchin, ich habe meine Schwester auch sehr geliebt. Und auch wir haben durch den frühen Tod unserer Mutter uns ganz anders umeinander gekümmert, weil man noch jung und in vielen Dingen noch am Anfang war. Wahrscheinlich oder ganz bestimmt, haben Geschwister, die früh ihre Mutter veroren, nochmal eine ganz andere Bindung. Kann schon sein, oder?

Du schreibst sehr schön zum Thema glauben/nicht glauben. Und genau, das menschliche Gehirn kann einfach nicht begreifen, dass ein Mensch für immer und ewig unwiderruflich weg ist...

Den Gedanken, alle mal persönlich kennenzulernen, hatte ich auch schon. Man ist doch auch sehr verbunden durch das gleiche Leid. Wo ihr alle wohnt, weiss ich gar nicht. Ich jedenfalls wohne in Rostock, schon immer.

Liebe Maira,

ich wünsche Dir ganz viel Kraft am Donnerstag.
Ich kenne das auch, dass man seine eigenen Tränen zurückhält um die Familienmitglieder nicht auch noch herunterzuziehen. Es ist alles so schrecklich. Und wie Du schreibst: Ich will meine Schwester wieder haben. Ja, Maira, ich auch. Manchmal glauben wir, es nicht zu schaffen. Und gerade an Feiertagen, wie jetzt Ostern, wird es wieder besonders schlimm.

Pass gut auf Dich auf und verliere nicht die Hoffnung, dass es auch mal wieder besser wird. Ich weiss, das sind nur Worte, helfen tun sie nicht. Nur, wir haben doch keine Wahl, auch im Sinne unserer Geschwister, müssen und wollen wir doch gesund bleiben und weiterleben. Ich wünsche Dir und Deiner Mama wünsche ich für die bevorstehenden Osterfeiertage ganz viel Kraft und dass ihr auch ab und an mal lächeln könnt.


@All
Für uns alle wird Ostern nicht wie immer sein. Ich wünsche Euch trotzdem oder gerade deshalb ein wenig Sonne. Am Himmel. Und in Eurer Seele.

Seid lieb gegrüßt

von Birgit
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