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Alt 09.01.2005, 10:28
Gast
 
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Standard Trauernde Männer?

Lieber Michael und alle anderen auch,

wir HATTEN die Möglichkeit über den Tod und das Sterben zu sprechen. Während ich stets noch den Funken Hoffnung auf Heilung für meine Frau verspürte, wußte sie, das ihr Weg bald beendet sein würde.

Es gab viele kleine und große Signale des Abschiednehmens, die sie unerbittlich aber sanft aussandte: Abschied von den Dingen des Berufs, Abschied von sehr privaten Dingen, Abschied von ihren Geschwistern, den sie an mich delegierte, Abschied vom Ärzteteam und den Schwestern und Pflegern, bevor sie ins Hospiz gebracht wurde. Ein kleiner stiller Abschiedgottesdienst mit dem Krankenhauspfarrer. Ich habe alles getan, um ihren Wünschen nachzukommen. 1.5 Tage nach ihrem Wechsel ins Hospiz ist meine Frau vor mehr als 4 Jahren mit 56 Jahren gestorben an den Folgen ihres Rippenfellkrebses (Mesotheliom).

Schwer zu ertragen (Monate vor ihrem Tod) war ihre Bemerkung, ich wünsche, daß du glücklich weiterleben kannst und einen neuen Partner findest. Da saß Sie als mein geliebter Partner und machte sich um MICH Gedanken. Ich wollte sie doch gar nicht verlieren oder hergeben.

Meine Frau hat den Weg vorgegeben, wie sie ihn gehen wollte. Ich bin nur diesem Weg gefolgt.

Vielleicht haben Eure Partner einen anderen Weg beschritten, der noch viel stärker von Hoffnung geprägt war. Dann war auch dieser Weg für Euch richtig. Unabänderlich haben Eure Partner Ihr letztes Wegstück in eine andere Welt ohne Leid beschritten.

Sprecht mit Euren verstorbenen Partnern Eure jetzigen Lasten, Sorgen, Ängste und vermeintlichen Versäumnisse an. Sie werden gehört und es wird Euch wahrscheinlich besser gehen. Ihr habt die Chance auf ein weiteres Leben und tragt nun die Verantwortung für ein bewußtes weiteres Leben auch ohne Euren geliebten Partner.

Mit lieben Grüßen
Shalom
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