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Alt 14.06.2002, 23:40
Gast
 
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Standard Sie will das ich gehe!!

Liebe „krasse“ Brigitte, liebe andere!

Schön, dass Du mir so schnell geantwortet hast. Ich habe auch schon herein gesehen, hatte aber bisher mit meinem Kleinen noch keine Ruhe zum Schreiben (jetzt schläft er).
Tja, meine Zeilen waren wohl wirklich ein wenig bedrückend – genauso habe ich mich auch gefühlt und konnte es einfach nicht anders ausdrücken.

Momentan ist wieder ein ganz guter Moment..., obwohl ich gerade manchmal in solchen Momenten plötzlich „abstürze“ (wahrscheinlich, weil ich mich sonst immer zusammenreißen muss, wegen dem Kleinen und weil man es einfach muss und sollte). Aber da kann man ja auch viel an sich selber arbeiten! Um ein bisschen Heulen manchmal komme ich halt nicht drumrum (wenigstens habe ich Gefühle und kann sie rauslassen, das ist ja auch positiv).
Heute wurde bei meinem Vater eine Misteltherapie begonnen und eine Aromatherapie. Endlich wird etwas gemacht (das ist für ihn sicher auch ein gutes Gefühl). Am Wochenende darf er nach Hause (nettes KKH) und am Montag soll geklärt werden, ob er operiert werden kann!

Ja, ich möchte meinen Vater gerne richtig verstehen, nur so kann ich ihm wirklich helfen. Die anderen Angehörigen... tja, irgendwie wollen sicher alle nur das Beste, und es ist auch für sie schwer. Nur schade, dass sie sich nicht immer wirklich in seine Lage versetzen. Vielleicht können sie es nicht immer. Vielleicht ist es auch ein Lernprozess. Was das Angreifen gegen meine Person angeht, habe ich versucht, das telefonisch zu klären, indem ich sagte, dass wir doch alle an einem Strang ziehen sollten und, dass ich schließlich auch nur DAS BESTE wollte! Ob es bei allen angekommen ist, weiß ich nicht, aber zumindest mit einer Person hatte ich wieder nette Gespräche. Mehr kann ich nicht tun.

Das mit dem Überpflegen habe ich mir auch schon gedacht. Ich habe meinem Vater heute gesagt, dass er mir ruhig sagen soll, wenn es ihm auch mal zu viel wird z.B. mit Besuchen, er brauche keine Angst zu haben, dass ich dann nicht mehr komme oder so, ich könne das verstehen! Er fand das gut und will mir das dann einfach sagen, meinte aber gleichzeitig, dass sei momentan überhaupt nicht der Fall, er würde sich freuen, uns zu sehen. Ich sagte dann, dass ich mich also einfach weiter aufdrängen würde und er es mir dann schon sagen würde, worauf er lachte und das gut fand. Ich denke, was ihm auch hilft, ist mein kleiner Sohn (1 ½). Mit seinen wenigen Wörtern, die er überhaupt sprechen kann, schafft er es manchmal scheinbar wesentlich besser, an ihn heranzukommen!

Es ist schwierig zu sagen, wie mein Vater das mit meinen Recherchen sehen würde. Ich habe ihm von dem Umfang gar nicht erzählt. Ich denke, er würde nicht wollen, dass ich mich "verrückt" mache. Irgendwie brauche ich es für mich als Information und, um ihm dann BEI BEDARF weiterhelfen zu können. Wenn mein Vater was erzählt, was ich schon weiß, tue ich meist so, als wäre es mir neu und interessant oder sage hin und wieder, dass ich auch schon Gutes davon gehört hätte. Ich denke, wenn ich wirklich gute Sachen habe, werde ich ihn einfach auch fragen, ob ich es ihm geben soll (das mit dem einfach Fragen hat sich ja schon als gut erwiesen!).
Ich habe gerade ganz tolle Broschüren von der Bio-Krebsgesellschaft bekommen, vielleicht mag er das lesen (kennt zufällig jemand noch weitere gute Broschüren?).

Ich denke, dass ist ein guter Ratschlag von Dir – ich werde Infos nur noch meinem Vater geben, wenn er sie möchte und überhaupt nicht mehr mit den anderen darüber reden. Wenn es ihm wichtig ist, kann er ihnen darüber immer noch berichten, Broschüren zeigen etc. Von wem er das hat, ist dann ja auch egal. Ich würde auf keinen Fall Streitereien vor meinem Vater austragen, er soll sich ein Stück heile Welt bewahren. Er sagt immer, wie froh er ist, dass ihn alle besuchen etc. Eher würde ich mich zähneknirschend mit meinen Verwandten arrangieren bzw. nach außen hin ihnen sogar bis zu einem gewissen Maß nach dem Mund reden oder wenigstens nichts dazu sagen (so was hätte ich früher nie getan). Er soll nicht noch mehr Dinge haben, über die er sich den Kopf zerbrechen muss, und das ist es auch nicht wert.

Tja, Du schreibst, ein Betroffener kann nicht zurück – ein Angehöriger auch nicht... auch wenn es sicher, sicher noch mal etwas völlig anderes ist! Ich will nur sagen, man muss akzeptieren, und das ist so schwer, aber es ist wohl ein Weg.

Nochmals, Brigitte (gar nicht krass!), Du hast mir ganz toll geholfen. Ein liebes dickes DANKE.

Viele Grüße an alle und einen schönen Freitag Abend!
Tina S.
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