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Alt 08.11.2004, 23:48
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Standard Fragen und eine Entscheidung

hallo susi, ich wünsche dir erst einmal mein herzliches beileid und viel kraft für die zeit der trauer. obwohl, das klingt so endlich - trauer ist sicherlich unendlich, sie wird sich nur in ihrer art und weise über die zeit ändern, aber bleiben.
vielen dank für deine antwort. inzwischen haben wir uns entschieden: mein vater ist zu hause. es geht ihm noch so gut, daß er viele dinge mit hilfe meiner mutter verrichten kann; einen pflegedienst haben sie erst einmal für die nächste zeit ausgeschlossen. wie stina empfohlen hat, kommt in nächster zeit ein arzt zur einschätzung der lage.
mein vater kann wieder essen, steht ab und an auf (mit korsage, wegen der brüche und zur vorsorge gegen erneute brüche mit gefahr der verletzung des rückenmarks). morgen erhält er zometa zum aufbau der knochen... heute haben wir ihn besucht, wie jeden tag, seit er zu hause ist. ich frage mich manchmal, woher er diese ganze kraft nimmt... er versprach unserem ältesten, der nachmittags einen kapitalen regenwurm ausgebuddelt hat, mit ihm im nächsten jahr angeln zu gehen. es klang so verführerisch glaubwürdig- ich bin immer ein wenig mehr pessimist als andere, lasse mich gerne vom positiven überraschen... und versuche natürlich, optimismus zu verbreiten. obwohl ich meinen vater niemals anlügen würde (er würde das auch sofort merken), gerade, wenn er mich nach bestimmten aspekten seiner erkrankung fragt. ich bilde mir ein, inzwischen eine menge zu wissen über den krebs, aber verglichen mit einem mediziner ist das natürlich wenig. dein vater muß sehr stark gewesen sein, mit dem ganzen wissen zu der krankheit und der situation, sie am eigenen leibe zu erfahren. um so wichtiger war es, daß ihr ihm die möglichkeit gegeben habt, zu hause zu sein. ich glaube inzwischen auch, daß das das wichtigste ist: die geborgenheit, das gefühl, sich fallen lassen zu können im kreise der familie. kein fremdes umfeld, auf das man sich einstellen muß... einfach geborgen sein, bei seinen lieben, in vertrauter umgebung.
ich hoffe, noch einige gespräche mit meinem vater führen zu können, in denen er seine wünsche äußert. das klingt vielleicht merkwürdig, aber über das ende an sich haben wir bislang kaum geredet. er sagte einmal zu mir, er würde gerne in einem friedwald beerdigt werden- etwas, das meine mutter sich überhaupt nicht vorstellen kann (da gibt es für sie nicht den traditionellen ort der trauer). ich scheue diese gespräche nicht, finde sie sehr wichtig, aber in der richtigen situation. meist sind die kinder dabei, dann klammert man sich an ihr so-sein (kindlich unbeschwert, wie es so schön heißt).
und meidet solche themen...
ich hätte es vorher nie für möglich gehalten, aber kinder geben einem so viel- auch ein gefühl für die eigene kindheit und einen blick auf die rolle der eltern zu jeder zeit...
als ich meinen 2. sohn entbunden habe, befand sich mein vater in einer sehr schlechten phase. ich habe bewußt das krankenhaus, in dem auch er lag, zur entbindung gewählt. und ich bin heute noch froh darüber, daß wir unserem sohn als 2. namen den namen meines vaters gegeben haben, daß mein mann das auch gewollt und unterstützt hat.

ich wünsche dir und deiner familie (inklusive deinem baby!!!) alles gute und liebe,
ulrike
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