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Alt 07.02.2003, 23:36
Gast
 
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Standard Allgemeiner Umgang

Hallöchen Martina,
tja, wann und wie ... ist das Leben lebenswert? Wenn man seit acht Jahren mit Krebs leben muss, wenn man Schmerzen hat, hier und da, wenn diese Krankheit noch hinzu kommt und jene ..., und dann kommt hinzu, dass man sich hier einschränken muss und dort, hier nur dies und jenes essen darf, man nur noch dies tun kann oder jenes, ... es ist nicht so einfach, Martina, in so einer Situation ein lebenswertes Leben zu führen.
Vermutlich ist für Deine "Fast"-Schwiegermutter der Krebs das Schlimmste überhaupt, wobei sie die nachfolgenden Krankheiten und Schmerzen alle dem Krebs zuschreibt.
Der Gedanke scheint bizarr, und trotzdem kann ich ihn verstehen: Nichts ist auch nur annähernd so schlimm wie der Krebs, aber der Krebs belastet nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Und alles was die Psyche belastet, kann wiederum zu weiteren Krankheiten führen.

Bei mir war es nach der Krebsdiagnose ähnlich. Ich bekam Tinnitus (andauerndes und lästiges Ohrgeklingel), eine Erkältung nach der anderen, meine Skoliose hat sich extrem verschlechtert, was zu ungemeinen Schmerzen führt, Darmgrippen wie seit Jahren nicht mehr, Unterleibsbeschwerden, ... ah, dies und jenes. Die reinste Kettenreaktion.
Noch nie in meinem Leben habe ich an einem Stück so viele Leiden auf einen Knatsch erleben müssen!
Erst seit ich ein wenig mehr zur Ruhe gekommen bin, geht es mir wieder etwas besser. Seit der Krebs in meiner Seele "verarbeitet" worden ist. So einigermassen jedenfalls.
Naja, es hat schon was, hm-hm!

Natürlich ist jeder Mensch verschieden, aber man sollte vielleicht die psychische Belastung eines Krebspatienten nicht einfach so bei Seite schieben. Sie KANN ungeheure Auswirkungen haben, eben auch auf den Körper, selbst wenn dieser vom Krebs soweit "geheilt" ist.
Sie KANN, doch es muss nicht so sein.
Aber vielleicht kann ich Dir ein bisschen mit diesem Gedanken helfen? Vielleicht kämpft Deine Fast-Schwiegermutter immer noch heftig mit dem Krebs, versucht ihn zu verarbeiten, hat aber grosse Mühe damit?
Krebs macht ungeheure Angst. Man kann versuchen, ihn durch Therapien zu verarbeiten, durch Gespräche oder in Selbsthilfegruppen. Vielleicht auch durch Bücher. Oder durch die lieben Angehörigen, welche für einen da sind.

Und: Gute Ratschläge (z.B. wegen der Ernährung) helfen oft nicht viel, ... wenn die Angst so überwiegt. - Aber man will als Patient natürlich auch selber entscheiden können. Man weiss, dass es alle nur gut meinen, aber die Entscheidung liegt schlussendlich immer bei einem selbst.

Was meinst Du, Martina?

Alles Liebe
von der "krassen" Brigitte
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