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Alt 16.10.2004, 14:01
Gast
 
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Thekla, hallo Beate,
liebe Thekla, schön, dass Du mich hier im Hinterbliebenenforum gefunden hast. Es tut gut, von Dir zu lesen. Es erinnert mich an die Zeit, als Uli noch da war. Wenn ich so lese, wie schlimm es für Dich ist jetzt nach 10 Wochen, dann möchte ich gar nicht über meinen Schmerz schreiben. Ich glaube auch, dass es, je länger es dauert, umso schlimmer wird. Zur Zeit komme ich gar nicht richtig zum Luftholen, so viel ist um mich los. Nur abends, wenn ich ganz alleine zu Hause sitze, kommt mir so richtig zum Bewußtsein, dass Uli nicht mehr da ist und ich weine. Mit dem Ring um das Herz hast Du den Schmerz gut beschrieben. Es tut so weh. Jetzt kommen noch jeden Tag etliche Bekannte zu mir oder rufen an, so dass ich noch gar keine Zeit habe, mit dem Verarbeiten anzufangen. Heute war die Todesanzeige von seinem Arbeitgeber in der Zeitung. Sie war so lieb und schön geschrieben, dass ich sie fast nicht zu Ende lesen konnte, so habe ich geweint. Aber es tut doch gut, wenn man liest, wie beliebt er war.
Eben kamen der Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende seines Angelvereins und haben kondoliert. Ich denke, jetzt ist bis zur Bestattung mit offiziellen Kondolenzbesuchen ruhe. Es ist auch schlimm für mich, immer wieder das Gleiche zu erzählen, aber alle wollen wissen, wie die letzten Tage vor seinem Tod waren. Wenn ich es immer wieder erzähle, erlebe ich es immer wieder neu. Es war so furchtbar für ihn und für mich. Auch kann mich zur Zeit nur an die schlimme letzte Zeit erinnern, ich habe schon zu meiner Tochter gesagt, dass ich ihn mir gar nicht mehr gesund ins Gedächtnis rufen kann. Sie sagte, dass das wiederkommt, das ich das Schlimme irgendwann vergesse und dass dann Platz ist für die schönen Erinnerungen. Hoffentlich!
Nein, liebe Thekla, ich gehe noch nicht wieder arbeiten. Mein Hausarzt hat mich noch bis 5. November krankgeschrieben, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich dann wieder arbeiten gehe. Dann ist man wenigstens nicht alleine, man kommt mit Kollegen zusammen und kommt damit auf andere Gedanken.
Du hast recht, wie sich die Schicksale ähneln. Ich habe, meinem Mann zuliebe, vor einigen Jahren die Fischereiprüfung gemacht und bin regelmäßig mit ihm zusammen angeln gegangen. Viele schöne Erinnerungen sind davon schon da und auch vieles Schmerzliche. Im Juli sind wir noch nach Brandenburg gefahren um Hechte zu angeln. Bekannte von uns haben dort einen See. Leider bissen die Hechte nicht und so hatten wir uns vorgenommen, Ende August es dort nochmals zu versuchen. Dann kamen die Bestrahlungen dazwischen und wir haben den Termin verschoben. Danach ging es ihm nicht gut und wir haben den Termin verschoben, aber jedem hat er gesagt, wir müssen dieses Jahr noch hin, die Hechte warten auf mich. Es hat nicht mehr sollen sein...... Jetzt werde ich im nächsten Jahr alleine dorthin fahren, nicht zum Angeln, aber um all die schönen Plätze noch einmal zu besuchen und dort auch Abschied zu nehmen.
Liebe Thekla, das mit dem Glückbringer und dem Bestatter finde ich schon ein starkes Stück. Da steckst Du ihm extra den Glückskäfer in die Tasche und der Bestatter nimmt ihn wieder heraus. Weil ich so etwas auch bei Uli befürchtet habe, habe ich mit dem Beilegen des Hechtblinkers lieber noch gewartet. Es wäre schrecklich, wenn ich nicht wüßte, ob er vor der Einäscherung weggenommen wäre. So lege ich ihn einfach mit ins Grab.
Liebe Thekla, liebe Beate, das waren sicherlich alles Zeichen. Es kann doch kein Zufall sein, wenn in den alten Pantoffeln plötzlich jede Menge Wespen sind und auch das Bild auf seinem PC ist doch unerklärlich. Auch wenn ich keine Zeichen mehr von Uli bekommen habe und lediglich nachts von ihm träume, so denke ich doch, dass unsere Lieben immer noch um uns sind. Ich rede, wenn ich alleine bin, immer laut mit Uli, obwohl ich weiß, das er mich auch hört, wenn ich leise spreche. Aber es hilft mir halt.
Eure Männer waren ja noch um einiges jünger als Uli, aber ich finde, alle sind viel zu früh von uns gegangen. Macht es Euch auch bitter wenn Ihr so viele alte Männer seht und dann daran denkt, dass unsere Lieben so früh von uns gehen mussten. Ich will das nicht, aber die Gedanken kommen einfach.
Ich finde es beneidenswert, dass Ihr schon wieder an Sport denkt. Ich war noch nie ein sportlicher Mensch und im Augenblick kann ich mir auch nicht vorstellen, irgendwelche Aktivitäten ohne Uli zu haben. Vielleicht kommt das mit der Zeit, jetzt bin ich noch nicht bereit.
So, ein schönes Wochenende kann ich ja wohl nicht wünschen, aber wir müssen es ja irgendwie herumbringen. Heute abend werde ich in die Kirche gehen und versuchen, meinen Groll gegen Gott zu besiegen. Ich weiß nicht, ob das klappt.
Liebe Grüße und lasst Euch umarmen
Beatrix
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