Thema: Engel
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Alt 29.04.2003, 21:48
Gast
 
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Standard Engel

Hallo Kurt, Mona und alle Anderen,

zuerst möchte ich dir meine Hochachtung aussprechen und dir alle meine guten Wünsche schicken.
Mein Mann am Anfang seiner Krankheit besorgt er würde mich belasten, wenn er mir von seinen Ängsten in Bezug auf Krankheitsverlauf oder das Sterben erzählen würde. Nachdem ich ihm klargemacht habe, dass ich es ihm echt übel nehmen würde, wenn er mir nicht seine Gefühle mitteilt, spürte ich seine große Erleichterung.
Wir waren uns diese 5 Wochen so nah wie nie vorher, haben über die Möglichkeit der Genesung, aber auch über das Sterben und darüber hinaus geredet. Diese Gespräche geben mir heute das Gefühl nichts wurde versäumt oder ist unausgesprochen.
Natürlich beschwört man mit dem einen oder anderen Thema den Schmerz herauf, aber wir alle Leben in einer aussergewöhnlichen Situation. Wir haben während der Zeit Krankeit gar keinen Alltag gehabt. Wir waren, wenn die Zeit es zu ließ Spazieren, Bummeln, im Restaurant , haben gegessen bei Kerzenschein, den Sonnenuntergang bewundert und unendliche Gespräche geführt. Das war für mich nicht ganz einfach zu organisieren, war aber aus meiner Sicht das Beste, was wir machen konnten.
Meine Mutter ist vor 4 Jahren anLungenkrebs gestorben. Sie hat um mich zu schonen mir nicht erzählt, das sie voller Metastasen war und nun doch bald sterben würde. Einen Tag später konnte sie nicht mehr sprechen, weil die Hirnmetastasen Ödeme gebildet hatten, danach wußten wir nie, was sie noch verstand und was nicht. Damals ist fast alles unausgesprochen gewesen und ich habe dies sehr, sehr lange nicht verarbeitet. Alleine das Gefühl zu wissen, dass sie mit dem Wissen um ihren Tod ganz alleine war schmerzt noch heute.
In Bezug auf deine Kinder kann ich dir aus meiner Erfahrung sagen, dass je kleiner sie sind, sie unbekümmerter damit umgehen können. Das heißt nicht, dass sie nicht trauern oder vermissen oder nicht lieben, sondern einfach nur ihre Realität leben. Unsere Tochter fragte z.B. ob ihr Papa jetzt Vampir wäre.Sie hat mal Rüdiger der kleine Vampir gesehen.
Ich hoffe für euch, dass deine zweite Chance dir noch viele, schöne Jahre mit deiner Familie beschert.

Liebe Mona,

es ist natürlich schade, dass du mit deinem Mann nicht über alle Themen reden konntest, vielleicht auch, weil es dich nicht beunruhigen wollte. Ich bin aber überzeugt davon, dass er dir absolut vertraut hat und alles in deine Hände gelegt hat, mit dem Wissen, das was du für richtig hälst auch ihm gefallen würde.

Jetzt wünsche ich euch Allen liebe Grüße

PS: Am Sonntag war ich bei einer Selbsthilfegruppe von verwitwed.de das war das Beste, was mir in den letzten Wochen passiert ist. Ich freue mich schon sehr auf das nächst Mal.
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