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Alt 16.12.2008, 09:34
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein kleinzelliges Bronchialkarzinom.:-(((

Zitat:
Zitat von rosa.sputnik Beitrag anzeigen
Ich hab einfach fürchterliche Angst vor der kommenden Zeit... in meiner Familie gab es bisher keine Fälle von Krebs... ich kenne das alles noch nicht... und hoffe dass ich damit umgehen kann... und auch irgendwann akzeptieren kann dass sie eben überhaupt nicht darüber reden möchte.
Was immer gesagt wird... ihre Standardantwort ist: Ich habe einen Tumor, er wird behandelt und in spätestens 4-6 Monaten bin ich wieder fit.

Es gibt nichts was ich mir mehr wünschen würde als das... aber so wird es nicht sein... ich glaube wenn erst einmal Hirnmetastasen im Spiel sind wird die ohnehin schlechte Prognose des Kleinzellers nur noch zu einer Gesamtkatastrophe...
Liebe Jasmin,

bei allem was ich Dir jetzt schreibe bitte ich Dich zu berücksichtigen, dass es nicht lange her ist, wo ich das gleiche dachte (allerdings selten schrieb) wie Du. Ich weiß also vermutlich schon, woher diese Gedanken kommen, aber inzwischen bin ich den WEg ein bißchen weiter gegangen, habe manches überdacht. Und darüber würd ich gern mit Dir "reden".

Du schreibst "wenn erst einmal Hirnmetastasen im Spiel sind wird die ohnehin schlechte Prognose des Kleinzellers....."

Stimmt fast. ABER: Hirnmetastasen treten bei ca. 50% auf. Mit prophylaktischer Ganzhirnbestrahlung sinkt das Risiko auf 30%. Woher weißt Du, dass Deine Ma dazu gehört? Abgesehen davon sind gerade Hirnmetastasen sehr gut über Bestrahlungen zu behandeln und bedeuten noch lange nicht das aus. Im Gegenteil, häufig sind sie sogar besser im Griff zu halten als andere Metas. Überlege doch bitte einmal die Alternative die sie hat. Die Alternative zu dem, wie sie es jetzt angeht. Hinlegen und warten bis der Tod kommt. Denn wenn sie die Hoffnung, die sie jetzt hat, aufgibt, dann bleibt doch nichts anderes mehr, oder? Welche Alternative ergibt sich? Jetzt, wo sie hofft (und das im übrigen nicht zu unrecht) lohnt sich der Kampf. Jetzt, wo sie hofft, mobilisiert sie ungeahnte Kräfte. Solange sie kämpft, ist sie stark. Willensstark. Das beeinflusst in jedem Fall die ARt und Weise in der sie unter Nebenwirkungen zu leiden hat (so wie ich es mitbekommen habe bei meiner Ma) und es beeinflusst den Mut, den man jedesmal aufbringen muss um sich etwas injezieren zu lassen, das hochgiftig ist. Aber dennoch die Chance bringt, vielleicht besser, länger leben zu können.

Die Stimmungsschwankungen sind vollkommen normal. Bei Euch kommt im Moment dazu, dass Du nicht sehen kannst, wie sie sich fühlt. Du bist zur Zeit nicht Teil des Lebens, eben einfach weil Du zu weit weg bist. Meine Ma hat sich zu Beginn auch gegen den Rollstuhl gesträubt, ebenso gegen eine Sitzfläche die ich ihr in der Dusche einbauen wollte. Den wackligen Plastikhocker hat sie aber gerne angenommen. Ja, ich weiß. Aber dann irgendwann hat sie mir erklärt, wenn das Ding fest montiert ist hat sie jeden Tag vor Augen dass sie nciht mehr ohne klarkommt. Dass sie schwächer wird. So aber besteht zumindest die Option, das Ding irgendwann wieder aus der Dusche zu kicken. Weil es ihr besser geht.

Wenn sie nicht hoffen kann, dann wird sie niedergeschlagen, ohne Perspektive ihrem Schicksal ergeben sein. Du weiß nicht wie es laufen wird. Und ich glaubte nicht daran, dass ich dieses Jahr Weihnachten wieder mit meiner Ma feiern darf. Egal wie es läuft - und gehen wir mal davon aus, die Geschichte ist festgeschrieben - dann doch lieber die Zeit bis dahin mit Lebensmut, Hoffnung und Kampfgeist verbringen können.

Ich denke, wenn Du bei ihr bist wird es Euch viel leichter fallen und Du hast dann Gelegenheit, in die Situation hereinzuwachsen. Sie zu sehen. Zu beobachten, wann es ihr meist besser oder schlechter geht. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sie die wenige ZEit, die ihr am Telefon (was ja ohnehin schon eine sehr große Einschränkung ist) miteinander verbringt, nicht ständig durch Dinge trüben will, die sich nicht ändern lassen.

Ich freu mich sehr fü rDich. Sehr. Und bitte halt Dir immer vor Augen, die Agressivität, die kennen fast alle Töchter. Es dauert lange, bis man ein bißchen trennen kann. Die Chemo ist eine unglaublich hohe Belastung für den Körper, die Erkrankung für den Geist. Ich glaube, die Agressivität drückt unglaubliche Hilflosigkeit aus. Meine Ma wird umso agressiver, umso schlechter es ihr geht. Ähnlich einem Angstbbeißer. Im Moment ist sie vollkommen emotionslos - und das ist für mich viel, viel schlimmer.

Ich drück Dich und freu mich so sehr, dass Du endlich zu ihr kannst.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens

Geändert von Bianca-Alexandra (16.12.2008 um 10:38 Uhr)
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