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Alt 21.12.2009, 20:22
prissi09 prissi09 ist offline
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Standard Meine Gedanken - und plötzlich...

…ändert sich alles. Es fällt ein Vorhang. Ein Vorhang vor das normale Leben. Vor die Sorglosigkeit. Und ein anderer hebt sich. Es ist ein Szenenwechsel. Ähnlich einer Bühne, deren Bild sich wechselt. Der erste Akt war „normal“
Ein Leben wie es viele führen. Ein bisschen zu schnell. Kein perfektes Leben. Auch im ersten Akt hatte es Ecken und Kanten. Aber nicht dramatisch. Vieles verdrängt, Probleme verschoben, nur kurze Zeiten des Innehaltens, aber eben nicht dramatisch. Irgendwie folgenlos. Immer mit Boden unter den Füßen. Natürlich ab und zu mit den Gedanken etwas ändern zu wollen oder zu müssen. Aber immer erst morgen, nicht heute. Denn es geht ja auch so.
Was aber, wenn sich die Szenerie ändert? Wenn der sicher geglaubte Stand ins Wanken kommt? Wenn Hilflosigkeit und Ohnmacht das Stück bestimmen? Was, wenn man nicht mehr Herr der Lage ist?
Das etwas ändern wollen oder müssen bekommt einen anderen Untertitel. Eine andere Musik.
Denn es wird duster, die Helligkeit der Folgenlosigkeit verschwindet, wenn ein schwerer Nebel auf allem liegt. Man ist machtlos gegen diesen Nebel. Die Hände können ihn nicht greifen und fortdrängen.
Dazu kommt die Kälte und das Unbehagen. Sie legen sich um Dich, wie ein Mantel und sind immer da. Sie dringen in Dich ein und sind um Dich herum.
Du kannst nicht weg. Es hat Dich keiner gefragt, ob Du in diesem Stück mitspielen willst. Du bist dabei und mittendrin. Wie gerne würde ich von der Bühne springen. Den belastenden Mantel abstreifen und den Nebel wegschieben. Wieder Licht sehen, Wärme fühlen.
Aber man hat keine Wahl. Man kann nicht entkommen.
So fühlte ich mich, als der Krebs meiner Mutter plötzlich da war. Er kam nicht überraschend. Wir alle in der Familie hatten sie schon lange bedrängt zum Arzt zu gehen. Sie wurde so dünn und konnte nicht mehr Essen.
Sie hat es uns nicht gesagt, aber wir haben es gesehen. Doch die Angst war größer. Ihre Angst vor dem, was jetzt ist. Sie hat sich bewahrheitet. Wäre sie nur früher gegangen, vielleicht hätte sie eine Chance gehabt.
Eine reelle Chance. Nun hat sie nur noch die Chance auf ein Wunder. Bisher bleibt es aus. Sie hat kostbare Zeit verstreichen lassen und dem Teufel Zeit gegeben, sich in ihrem Körper zu verbreiten. Und das hat er getan, unaufhörlich. Still und leise, heimlich und hinterlistig. Auch er hat nicht gefragt wo er hindarf. Er nimmt sich, was er will. Er ist so stark und hat so eine wahnsinnige Kraft. Meine Mama bekämpft ihn, sie ist so schwach und zerbrechlich dabei. So einen großen Teil besitzt er schon. Aber wir kämpfen, mit allen Mitteln. Und ich kämpfe mit. Auch wenn es albern erscheint. Ich rede mit diesem Teufel. Fast jeden Abend schicke ich ihn fort und versuche ihn zu verjagen. Er hört nicht auf mich. Kaum zumindest. Wir haben mit allen erdenklichen Mitteln bisher nur so kleine Schritte geschafft, aber es geht weiter, damit es vielleicht irgendwann wieder ein bisschen heller wird.
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