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Alt 13.02.2006, 20:00
anny anny ist offline
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Registriert seit: 02.01.2006
Beiträge: 43
Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo liebe Moni,

tief im Inneren diese Schuldgefühle,Moni auch das ist ein Teil DEINER Trauer.
Mir fiel ein Stein vom Herzen als Mum endlich ihren Weg gegangen ist.
Ich spürte eine Erleichterung die ich mir so nicht erklären konnte.

Obwohl ich auch geweint habe,obwohl ich auch durch verschiedene Phasen der Trauer gegangen bin,bin ich froh das sie es zu diesem Zeitpunkt geschafft hat.

Das hat nichts mit einem *Raben*Verhalten zu tun,weder bei dir noch bei mir,noch bei anderen denen es genauso ergeht.

Schwerkranke und Sterbende gehen nicht immer durch alle Phasen,genauso wie du geschrieben hast kann es vorkommen dass es nie zu dieser Akzeptanz des bevorstehenden Todes kommt.

Vielleicht hatte dein Mann Angst,seine wirklichen Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Dadurch verharrte er in diesem Nicht-Wahr-Haben-Wollen und in diesem *Zorn*.
Der Zorn richtet sich dabei oft gegen sich selbst....ich bin wütend dass ich meine Frau oder meinen Mann oder mein Kind zurücklassen muss,das darf nicht sein.
Wenn man wirklich lernt Zorn auch zu verbalisieren,zu schreien ihn einfach rauszulassen dann gelingt die nächste Stufe.
Weißt du Moni,dass ist ein gewisses hadern mit *Gott*.....warum erlaubt er dies,dass ich gehen muss,dass ich soviel leiden muss......

Darum ist dieses Verbalisieren von WUT so wichtig.

Zu Beginn hab ich das nicht gewußt,doch im Laufe der Jahre wurde es mir immer klarer.
Mum hat richtig um sich geschlagen und war zornig,sie hat geschimpft.....dann war sie bereit weiter zu gehen und ihre anderen Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

Dabei kannst du in der Begleitung sterbender Menschen hilfreich zur Seite stehen.

Als ich vor Jahren im Praktikum war begleitete ich eine ältere Frau.
Sie war ein Familienoberhaupt,immer stark und vorallem zeigte sie nie Schwäche.
Bevor sie starb befand sie sich in dieser Zorn---und Nicht-Wahr-Haben Phase.
*Holen sie mir den Herrn Primar,der wird mir helfen.*
*Gehen sie bitte raus aus dem Zimmer und holen sie mir sofort den Arzt,wissen sie nicht wer ich bin *

*ja,das weiß ich*
Ich nahm ihre Hand und begann mit ihr zu sprechen.
Ich sagte ihr ehrlich,dass auch der Herr Primar nicht mehr helfen kann.
Dann folgten lange Minuten des Schweigens,dann schrie sie wieder nach dem Arzt.
Das war das letzte Mal das sie ihrer Wut freien Lauf gelassen hatte.

*Werde ich sterben* fragte sie mich nach fast einer Stunde.
*Ja* sagte ich.....aber ich bleibe bei ihnen wenn sie es möchten.......

Innerhalb einiger Tage ging sie durch diese letzten Phasen und sie schlief in meinem Beisein ein......entspannt,ohne Zorn und ruhig.

Natürlich gelingt dies nicht immer,denn es hat generell mit dem Leben des Betroffenen zu tun.

Liebe Grüße
anny
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