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Alt 23.09.2016, 19:42
Hermine81 Hermine81 ist offline
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Standard AW: Im Herzen für immer

Liebe Frohlein,
erstmal mein herzliches Beileid und ganz viel Kraft für Dich und Deine Familie.
Bitte macht euch keine Vorwürfe dass ihr nicht bei Deiner Mama gewesen seid als sie gegangen ist.
Ich kann deine Gedankengänge völlig nachvollziehen, meine Mama konnte auch erst loslassen als niemand im Raum war und man fühlt sich lausig.
Und doch habe ich mir jetzt mehrfach sagen lassen, unter anderem von der Hausärztin, dem Psychologen, der Ehrenamtlichen Dame vom Hospitz und vom Pastor, dass die Menschen ein Stück weit selbst bestimmen können wann es soweit ist.
Es ist für sie wahnsinnig schwer ihre Lieben loslassen zu müssen und viele können es erst, wenn sie allein sind.
Wobei sie meiner Meinung nach nicht alleine war.
Jeder einzelne von euch war in seinen Gedanken ununterbrochen bei ihr, ich bin mir sicher, sie hat das gespürt.
Ihr habt euch die ganze Zeit so rührend um sie gekümmert und dass wird ihr mehr Wert gewesen sein als alles andere. Ihr seid immer für sie da gewesen und auch wenn sie es vielleicht nicht immer so zeigen konnte, wusste sie dass ihre Familie zu 200% hinter ihr stand und das wird sie ganz sicher über alles zu schätzen gewusst haben.
Es ist absolut nachvollziehbar dass du nach einer so harten Zeit nur etwas Zeit mit deiner eigenen kleinen Familie im Urlaub verbringen wolltest.
NIEMAND kann dir dies zum Vorwurf machen, zumindest niemand der weiss was du leisten "musstest". Es waren 3 Jahre Hölle, bei meiner Mama hat sich alles 1 Jahr gezogen und auch wenn ich froh und unglaublich dankbar für jeden Handgriff bin den sie mich hat machen lassen und für jede Minute die ich bei ihr sein durfte und auch wenn ich es NIE, NIE anders machen würde, merke ich doch im Nachhinein wie sehr es mir zugesetzt hat, psychisch wie physisch. Und das bei EINEM Jahr, du hast die Hölle zwei Jahre länger durchlebt... Angst, Hoffnung, Freude, Enttäuschung... eine Achterbahnfahrt der Emotionen.
Du wusstest nicht, dass es in diesem vergleichsweise kleinem Zeitraum, in dem du etwas neue Kraft tanken wolltest, soweit ist.
Du wusstest sie ja gut versorgt im Hospitz was sie ganz, ganz sicher auch war. Die Menschen dort sind Engel ohne Flügel.
Dieses miese Bauchgefühl hätte ich auch erstmal hinten angestellt. Wie oft hat uns das vorher getäuscht, ich kann dir sagen dass ich es in der Zeit in der Mama so krank war mehr als einmal hatte ohne das akut etwas neues, noch schlimmeres dazu kam. Ich hätte wohl einfach gehofft dass es mich diesmal wieder täuscht.
Ich kann so sehr verstehen dass ihr einfach mal raus wolltet und vor allem Deine Mama die dich mehr als alles geliebt hat, hätte sicher Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, dass es Euch gut geht und hätte euch dazu geraten euch ein paar Tage Tapetenwechsel zu verschaffen. Sie hätte sicher hinter euch und eurem Urlaub gestanden.
Dieses miese Gefühl, das man nicht helfen konnte und dieser Schmerz jemanden so leiden gesehen zu haben soll wohl auch relativ normal sein.
Dagegen hab ich allerdings noch nichts "wirksames" gefunden. Bei mir mischt sich noch das nagende Gefühl dazu nicht genug getan zu haben, es nagt und nagt und nagt...
Von der Kopfseite weiss ich, dass wir alles getan haben was in unserer Macht stand aber mein Bauch sagt einfach etwas ganz anderes... es lässt sich weder abstellen noch ausblenden, damit muss ich wohl erstmal zurecht kommen.
Ihr habt ALLES richtig gemacht und es ist so wunderbar dass es so viele Menschen gibt die sich so liebevoll um "ihre" Menschen kümmern.
Deine Mama sitzt bestimmt irgendwo auf einer Wolke, beobachtet euch und ist ganz stolz darauf, so eine tolle Familie zu haben.
Viel Kraft für die kommende Zeit.
Lieben Gruss
Hermine
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♡Mama♡
17.01.1963 - 05.08.2016

Geändert von Hermine81 (23.09.2016 um 19:49 Uhr)
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