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Alt 10.06.2005, 18:16
Gast
 
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Standard Hilfe! Ich kann nicht mehr!

Liebe Melanie,
ich schaue heut seid Juni 2002 zum ersten Mal wieder hier rein. Und wie vor 3 Jahren, geht es mir auch Heute wieder richtig nah. Damals hatte ich mich im Internet umgesehen, weil bei meiner Schwiegermutter Speiseröhrenkrebs festgestellt wurde. Nachdem ich dann die vielen Texte von Betroffenen und deren Angehörigen gelesen hatte, ging es mir sehr schlecht. Am 04.07.2002 wurde meiner Schwiegermutter dann operativ ein Teil der Speiseröhre entfernt. Ein Magenhochzug ersetzte dann die Speiseröhre. Nach der OP ging es ihr erstaunlich gut. Über zwei Jahre lebte sie fast völlig normal, sie konnte essen und trinken, fühlte sich fast immer wohl und wir glaubten schon an ein kleines Wunder. Im Herbst 2004 war dann das Blutbild verschlechert und sie bekam eine Chemo. Auch diese hat sie sehr tapfer gemeistert. Im Februar diesen Jahres endeckten die Ärzte einen neuen Tumor linksseitig im Halsbereich. Sie bekam nun Bestrahlungen (täglich außer Sa+So). Seitdem ging es ihr zunehmend schlechter. Im Mai ging es dann mit den Hausbesuchen eines Home-Care-Arztes los. Sie bekam Schluckprobleme und bekam dagegen Tabletten, sie konnte nicht abhusten und bekam dagegen Tabletten. Ihr wahr übel - Tabletten, hatte keine Stuhlgang - Tabletten, bis sie sage und schreibe 15 Medikamente einnehmen sollte. Am Freitag, 03.06.05 wurde sie wegen akuter Atemprobleme mit der Feuerwehr ins Krankenhaus eingeliefert. Dort diagnosdizierten die Ärzte eine Lungenendzündung. Die Medikamente wurden abgesetzt (die Ärzte konnten es selbst nicht fassen, was sie alles einnehmen sollte). Sie bekam jetzt über einen Port nur noch zwei Medikamente. Am Montag, 06.06. sagten mir die Ärzte, dass an dieser Art der Lungenentzündung selbst bei sonst gesunden Menschen, ungefähr 80% versterben. Uns wurde klar, unsere Mutter, Schwiegermutter wird das Krankenhaus nicht mehr verlassen. Am Mittwoch wurde das Blut erneut untersucht und die Ärzte waren sprachlos, das Blutbild hatte sich verbessert. Ihr Arzt sagte, sagenhaft mit welcher Kraft die Frau ankämpft. Sie waren wieder ein wenig optimistisch. Meine Schwiegermutter sah am Mittwoch wieder so gut wie seid vielen Wochen nicht mehr aus, sie strahlte und lachte. Aber sie war immer schlechter zu verstehen, ihre Stimme wollte nicht mehr richtig. Gestern, 09.06. ist sie verstorben. Ihr Arzt sagte, dass ein neuer Tumor sich mit rasender Geschwindigkeit vergrößert hat und ihr die Luft zum Atmen nahm.
Wir sind völlig fertig, aber wir wissen, dass es so besser ist, sie ist erlöst und die schlimmste Zeit, das Endstadium blieb ihr erspart. Bis auf die letzten Wochen hatte sie mit uns noch 2 1/2 schöne Jahre. Und sie hatte im RVK-Berlin die besten Ärzte.
Liebe Melanie,
sprich mit deinem Vater. Ich weiß wie verdammt schwer es ist, aber tu es. Du wirst es sonst eines Tages bedauern. Wir, die Angehörigen, tun uns so schwer, die Betroffenen wissen meistens sehr genau, wie es um ihnen steht. Sie wollen uns nicht belasten. Nimm deinen Vater einfach mal im Arm, sag ihn das du ihn liebst. Melanie, falls du Fragen hast, frag ihn. Frag, was er sich dich, für deine Zukunft wünschen würde. Vielleicht sag er dir etwas, an das du dich immer gerne erinnerst, wo du dir mal sagen kannst, ich tu es, mein Papa wäre stolz auf mich. Sag ihn, hab ich dir eigentlich schon mal gesagt,wie sehr ich dich liebe und wie dankbar ich dir für alles bin. Gib ihn einen Kuss. Eines Tages wirst du sehr glücklich darüber sein. Ich wünsche dir und deiner Familie alle Kraft dieser Welt, haltet zusammen. Deinen Papa wünsche ich, dass er sich nicht quälen muss. Viele liebe Grüße aus Berlin

Thomas
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