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Alt 27.08.2015, 17:03
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Verlauf von Lungenkrebs mit Metastasen in der Leber und wie redet man darüber?

Hallo Annemie,
vielleicht kann ich ein paar Deiner Fragen beantworten.
Zitat:
Also gibt es doch keine Chance mehr auf Heilung, oder verstehe ich das falsch?
Die Chancen einer Heilung sind mit dieser Diagnose und den Metastasen in der Tat sehr gering. D.h. aber nicht, dass "Palliativ" nun gleich Tod bedeutet. Die Chemos sollen ein (schnelles) Fortschreiten der Erkrankung verhindern helfen, Schmerzen mindern. Chemos um jeden Preis? Das muss man selber entscheiden, ob sie hilfreich sind oder doch nur belasten um den Preis einiger Tage oder Wochen mehr.
Zitat:
Nun ist die Leber also voller Metastasen.
Was bedeutet das nun für ihn?
Seine Lebenschancen verringern sich noch mehr? Wieviel Zeit bleibt ihm und uns noch? Gibt es dazu Erfahrungswerte?
Wieviel Zeit Euch bleibt, kann keiner voraussagen, denn wir wissen ja nicht, wie schnell die Metas wachsen. Ich kannte bei anderer Krebsart jemanden, der noch 4 Jahre gelebt hat. Aber bei diesem Krebs geht es wahrscheinlich schneller, wenn die Chemo nicht hilft. Bei den Patienten, die ich kannte, äußerte sich das Leberversagen in aufgetriebenem Bauch und Gelbwerden der Augen. Dann war das Ende binnen weniger Tage. Dein Onkel hat auf alle Fälle das Recht auf eine gute Schmerztherapie.
Zitat:
Eine Pflegestufe will er natürlich auch nicht beantragen. Steht ihm denn trotzdem irgendeine Hilfe zu? Er kommt z.B. nicht mehr in seine Wanne, den Haushalt mache ich ihm schon seit Monaten, weil er nicht mehr dazu in der Lage ist. Evtl. bräuchte er auch ein anderes, höhenverstellbares Bett.
Warum will er keine Pflegestufe beantragen? Die würde er auf alle Fälle bekommen. Für Euch wäre das Geld oder eben eine Pflegeschwester, die ins Haus kommt und Euch entlastet. Ist er sich darüber im Klaren, wie er Euch belastet?
Zitat:
Er denkt immer, dass er uns zur Last fällt.
Ihr schreibt zwar, dass Ihr es gern macht, aber Ihr habt drei kleine Kinder, die auch viel Betreuung brauchen. Da sollte doch Hilfe willkommen sein. Sein Zustand wird sich verschlechtern, was ist, wenn er nicht mehr aus dem Bett kommt und ständig jemand da sein muss. Ich kenne diese Situation von Verwandtschaft und Nachbarn, beide mit Lungenkrebs. Ich schätze, diese Situation wird Euch überfordern, und Ihr braucht professionelle Hilfe. Dass Dein Onkel den Verdrängungsmodus fährt ist nicht eben hilfreich für Euch, und bei allem Verständnis für seine Situation würde ich doch versuchen, mit ihm mal Klartext zu sprechen. Zumal er doch selbst auch beruhigter sein müsste, wenn alles geklärt ist (Patientenverfügung, Erbschaft, Beerdigung usw.)Auch wenn dann alles doch besser kommt als gedacht ist wenigstens alles geklärt. Versucht ihn aus seiner Höhle zu bekommen!
Viele Grüße!
Safra
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