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Alt 24.07.2014, 15:38
schnaddi schnaddi ist offline
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Standard AW: Episoden und Geschichten

Ihr Lieben,

es ist erschütternd zu lesen, was einige hier erlebt haben. Ja, es ist schlimm, man ist der Maschinerie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, weil man selbst eben kein Medizinstudium hat und somit keine Ahnung. Vieles weiß man leider erst hinterher besser.

Wir hatten in allem großes Glück. Und ich glaube fast, das Glück hatten wir, weil Mom außer bei der Diagnose nicht ein einziges Mal im Krankenhaus war. Ich glaube, es lag aber mehr an ihr. Ein paar Mal ging es ihr so schlecht, dass ich sie ins KH gebracht hätte, wenn sie es nicht abgelehnt hätte. Okay, wäre dann aber auch eher eine Palliativsituation gewesen, und da passiert ja eigentlich nichts Gravierendes mehr, zumindest nicht was die Behandlung betrifft.

Bin ja fast glücklich, dass es bei Mom nie auf der Kippe stand, ob sie operiert werden kann oder nicht. Es war von Anfang an klar, dass nicht mehr kurativ behandelt wird. Und ja. man fragt sich dann, war denn diese Operation nötig, für den Patienten nötig? Fürs Krankenhaus ist sowas ja immer gut. Aber hinterher möglichst schnell hinaus, man ist schließlich eine "Fallpauschale". Der Patient klammert sich natürlicherweise an Hoffnungen und stimmt zu. Das wissen die doch auch.

Ich traue unserem Medizinapparat kein Stück mehr. Ich muss mich demnächst einer Knieoperation unterziehen, werde sie aber wohl ambulant machen, weil ich echt Angst vorm Krankenhaus habe. Also insofern, dass ich mri da nen Keim einfangen könnte, oder überlasteten Ärzten und Schwestern auf die Nerven zu gehen.

Der einzige Ort, wo man heute noch gut gepflegt wird, ist das Hospiz. Ist ja aber auch kein Regelangebot unseres Gesundheitssystems. Ist ja eigentlich mehr eine Bürgerinitiative, die auf Spenden angewiesen ist, auch wenn die Kassen den größten Teil tragen. Vorraussetzung ist ja hier auch, dass es zuhause nicht geht, was so sicherlich nicht immer ganz stimmt, es ginge zuhause, nur die Bedingungen sind oft nicht so gut, weil Angehörige einfach mit den Dingen am Lebensende schnell überfordert sind. Ich wars zum Schluss. Und ja, auch ich bin den Pflegern und Schwestern unendlich dankbar, obwohl sie sie nur noch bis zum Tod pflegen konnten. Es sind zum Schluss einfach andere Dinge wichtig. Und jeder sollte diese Möglichkeit haben, am Ende im Hospiz gepflegt zu werden. Dennoch sind es z.B. in Berlin nur 1- 2 %. Kein Mensch sollte in einem überlasteten Krankenhaus sterben müssen. Die wo es gut läuft, sind eher die Ausnahme. Z.B. Mausis Mom, der eine Schwester nachts verweigert hat, den Toilettenstuhl zu benutzen. Da könnt ich echt weinen, wenn ich sowas höre. Und das auf einer Palliativstation? Wie kann das sein? Man darf doch einem Sterbenden keine Wünsche abschlagen. Und dann noch so grundelementare.......bin erschüttert, wenn ich sowas lese.

Wenn ich mal von dieser Welt gehe, möchte ich so gehen wie meine Mama. Gut aufgehoben in medizinischer, psychischer und geistiger Hinsicht. Das können Angehörige so in dieser Form zuhause einfach nicht leisten. Und ein Krankehnaus kann das auch nicht. Ein Pflegeheim........naja lassen wir das.......

Unsere Regierung sollte sich schämen, dass sie unser Gesundheitssystem so hat verkommen lassen.........Das war früher mal richtig gut.....naja, Kapitalismus auf der ganzen Welt funktioniert halt einfach nicht. Geht auf Kosten des Menschen, und natürlich auf Kosten des Schwächeren, oder sollte man sagen, des Ärmeren.........ziemlich eklig ist das........

Aber lassen wir das, das regt nur auf.........

Grüße
Tanja
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Meine Mama
*21.01.1950 01.07.2014

Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben.
(Marcus Aurelius)

Seid zuversichtlich und stark und lebt Euer Leben mit der Gewissheit, es ist endlich. Kostet das Geschenk des Lebens jeden Tag aus!
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