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Alt 26.06.2008, 07:16
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Mein geliebter Vater...

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Zitat von Ronnya Beitrag anzeigen
...Ich denke immer das ich meiner Umwelt(Freunde Bekannte),damit gar nicht kommen kann und ich will es auch gar nicht ,zu tief sitzt der Schmerz..ich sitzte sprachlos daneben und kann mich an keiner Unterhaltung beteidigen..es scheint mir alles so belanglos..so unwichtig im Verhältnis zu dem was ich erleben musste(bin ich zu egoistisch?)...
Liebe Ronnya.
Ich habe meinen Leuten mitgeteilt, dass Papa seine Reise auf den Weg hinter den Horizont angetreten hat - friedlich und mit einem Lächeln auf den Lippen. Meiner besten Freundin und denen, die gefragt haben, habe ich erzählt, wie es war. Allerdings waren es nicht viele, denen ich es im Detail erzählt habe.
Ich wollte es auch nicht ständig "kaputtreden" und immer wieder hoch holen und nochmal und nochmal... irgendwann wollte ich das nicht mehr. Und es ist auch nicht so toll, da die meisten meiner Leute sowas noch nicht erlebt haben, keinen Verlust eines lieben Menschen - und nicht auf diese Art und Weise. Das kann eben nur der nachvollziehen, der es erlebt hat und weiß, wie tief das alles sitzt. Da macht man den Freunden keinen Vorwurf - es ist einfach so, dass sie sich da nicht so hineinversetzen können. Ich kenne das auch, als der Vater einer Freundin gestorben ist - ich wusste nicht, was ich sagen sollte, was sie hören wollte - ich habe mich erstmal zurückgezogen. Zu dem Zeitpunkt ging es meinem Papa auch schon schlecht, aber ich hab nicht an das nahe Ende gedacht.

Zitat:
Zitat von Ronnya Beitrag anzeigen
...auch ich bin die jüngste von 3 Kindern und war diejenige die am meisten mitgemacht hat und immer da war..
Ich war immer die Kleine die man von allem ferngehalten hat,bis mich das Leben in seiner vollen Härte erwischt hat ...Aber ich war stark ,wie du auch und was sollten wir auch machen? ...Was sollte ich machen?
Irgendwie war ich stark und alles kindliche fiel von mir ab...Ging es dir auch so,Daggi?(Nun ja ich bin jetzt auch schon 35)...
Mir gings auch so. Ich war die Kleine, die soooo euphorisch war, wenn es Papa in seiner verdammten Zeit gut ging und für die die Welt einstürzte, als es ihm schlecht ging. Ich bin 38 und habe zu meinen Geschwistern einen innigen Kontakt - auch zu meinen Eltern. Und ich musste mich noch nie vorher mit diesem Thema so intensiv beschäftigen. Es ist ein großer Unterschied, ob im Freundeskreis jemand sowas erlebt oder man selbst drinhängt.
Aber ich habe sofort funktioniert, als ich merkte, dass ich was tun kann. Und waren es auch nur Botengänge, Fahrten und ablenkende Gespräche. Ich hab alles hinten angestellt, für mich zählte nur noch Papa. Du sagst ganz richtig: was sollten wir auch machen?

Meine Eltern waren für mich Freunde und Berater und was hätte ich sonst tun können, um ihnen zu helfen? Es schmerzte ohne Ende, wenn man zusah, wie schlecht es Papa ging und niemand konnte was tun. Also war es einfach meine "Tochter-Pflicht", alles erdenklich mögliche zu tun. Ich denke, in so einer Phase gibt man sein letztes Hemd, würde unter ner Brücke schlafen, sein Hab und Gut verpfänden, wenns denn nur helfen würde. Man funktioniert einfach - ohne realistisch zu denken. Ich wollte mich mit dem, was irgendwann passiert, nicht auseinandersetzen. Hab einfach nicht drüber nachgedacht, jeden Tag als DEN Tag gelebt, genossen, dass ich jeden Tag bei meinen Eltern bin, auch wenns anstrengend und ich genervt war - ich wars dann nicht mehr, wenn ich bei ihnen saß.

Das "Kind" war einmal - auch jetzt fühle ich mich nicht mehr so. Ich war immer Papas Tochter, die Kleine, die Triene (so nannte er mich immer ). Jetzt bin ich die Daggi. Die Daggi, die es schaffen will, ihr Leben ohne den guten Rat und die liebe Tat von Papa zu leben. Ich schaffe das auch. Bislang hat es geklappt. Ich habe ja meine Mama, für die ich da sein muss, die mich braucht, deren Halt ich bin.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich stolz auf mich bin, dass ich ihm besonders in den letzten Tagen noch eine große Stütze und Hilfe sein konnte, ihn begleitet habe und beim "Danach" nicht zusammengebrochen und "versackt" bin.
Ich bin auch stolz, dass ich sofort alles geregelt habe und dass das auch funktioniert hat. Ich musste einen klaren Kopf behalten - und jetzt bin ich dankbar, dass ich das regeln konnte und genug Ablenkung hatte.
Ja, wir sind stark!

Du wirst sehen, die Tage werden "leichter", sie werden wieder lebenswerter, weil du Stück für Stück erkennen kannst, wieviel von deinem Papa in jedem Tag, in der blühenden Sonnenblume, im triefenden Regen, in einem guten Film, einem schönen Lied im Radio etc. steckt.
Ich nehme diese Dinge an und freue mich, dass sie passieren, wie sie früher schon passiert sind.

Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtchen her! - Und ich weiß, wer die Lampe hält!

Ich drück dich
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (26.06.2008 um 07:23 Uhr)
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