Einzelnen Beitrag anzeigen
  #217  
Alt 18.12.2010, 14:20
Benutzerbild von Natascha85
Natascha85 Natascha85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.04.2008
Ort: RLP
Beiträge: 289
Standard AW: Metastasen=keine komplette Heilung möglich?

Hallo ihr Lieben!
Habs leider immernoch nicht geschafft zu Mama zu kommen. Liegt nicht an mir, sie will es nicht. Erst an Weihnachten, also Heilig Abend. Ihr gehts nicht gut und sie wird es nicht mehr in die Stadt schaffen, weil es ihr regelrecht den Atem nimmt. Sie wollte noch ein paar Besorgungen wegen Weihnachten machen und regt sich nun darüber auf, dass es nicht geklappt hat. Selbst unsere Vorschläge dies für sie zu tun, lehnt sie ab. Auch was Essensvorbereitungen, Einkäufe usw betrifft, wird abgelehnt. An Heilig Abend wird meine Schwester einfach morgens auf der Matte stehn und ihr unter die Arme greifen, während ich mich mit Franzi fertig mache und dann dazu stoße. Mal schauen, ob Mama sich darüber aufregt, weil wir uns über ihren Kopf hinweg setzten. Aber sollen wir zu lassen, dass sie sich zuviel zumutet? Selbst Kaffee und Kuchen hätten uns Kinder gereicht. Hauptsache wir sind alle zusammen. Nein, Mama hat nach wie vor einen sehr großen Sturkopf. Also helfen wir ihr so gut es geht. Mir ist es auch mittlerweile egal, ob sie mich dann anschnauzt. Letztendlich wird sie aber froh darüber sein. Ich bin mal gespannt wie die Stimmung sein wird. Vorallem mein Geschenk für sie wird sehr emotional sein. Franzis Kindergarten hatte ein Fotograf zu Besuch und die Bilder sind der Wahnsinn. Wie ein Engel sieht sie aus mit ihren langen blonden Haaren. Richtig goldig. Mama hängt sehr an Franzi und sagt selbst "Wenn ich sie höre, dann gehts mir immer gleich besser". Ich muss mich immer zusammen reißen, dass ich nicht anfange zu heulen. Sowas geht nach. Dann fängt sie an zu fragen, ob sie ihre Einschulung (in 2 1/2Jahren) erleben wird. Ich steh jedesmal wie ein Vollidiot da und stammel immer vor mich hin, dass wir das alle hoffen und dafür beten, dass sie lange da sein wird. Nicht so wie die anderen, das geht mir auch tierisch auf den Hammer. "Es wird schon wieder. Hoffnung stirbt zuletzt". Ich kann es echt nicht mehr hören. Wenn ein ach so tolles Familienmitglied daher kommt, das sich nur alle Schaltjahre mal blicken lässt und dann noch die Frechheit besitzt solche Sätze raus zu lassen.....da könnt ich demjenigen an den Hals springen. Weder Krankheitsbild, weder irgendwelche andere Infos, gar nichts weiß dieses Familienmitglied von Mama. Ganz zu schweigen wies Mama aktuell geht. Das sind die Leute, die mit einem Besuch ihr Gewissen beruhigen wollen und später dann sagen können "Ich war doch da" und dann die Krokodilstränchen. Nein, da krieg ich so einen Hals!!! Mama ist so traurig, dass sich ihre letzten drei Geschwister gar nicht bei ihr melden, obwohl ich sie über die Prognose aufgeklärt hatte. Das trifft sie sehr. Selbst auf meine Anrufe und Zureden kam nichts. Gar nichts. Das tut weh, Mama dann so zu sehen, wenn die von ihren Geschwister redet. Meine Schwester, Stiefpapa, Stiefpapas Schwester und ich, wir sind die einzigen, die wirklich für Mama da sind. Alle anderen kann man vergessen. Traurig, aber wahr. Selbst von meinem Halbbruder (väterlicher Seits) bin ich sehr enttäuscht. Er hatte vor Jahren selbst Krebs und wurde geheilt. Er muss doch wissen wie es Mama geht. Welche Ängste, Sorgen usw. Ich habe einmal seit der Diagnose Dez09 mit ihm tel und das während er im Auto saß. Das einzige was von ihm kam "ja, so ist es nun mal im Leben, damit muss man sich abfinden". Gut, Recht hat er, aber hätte er nicht mal ein tröstendes Wort für mich übrig gehabt? Wir sind doch blutsverwandt. Ich werde bald mein zweites Elternteil verlieren! Er weiß wie sehr ich Mama liebe! Oder mal zu mir nachhause kommen und mich mal in den Arm nehmen wie es Geschwister tun? Fehlanzeige. Ich verlange doch gar nicht, dass er 24h bei Mama herumschwirrt, die nicht seine ist. Nein, aber für mich, als Stütze da zu sein und das auch nicht jeden Tag. Was weiß dann ich, ein zweimal im Monat, wenigstens per Telefon. Eiskalt. Das tut weh. Deshalb bin ich so froh, dass meine Schwester da ganz anders ist. Wir telefonieren sehr oft und versuchen uns gegenseitig zu besuchen so oft wie es geht. Wir sind füreinander da und stützen uns gegenseitig, falls einer von uns mal ein Durchhänger hat. Wir tauschen uns über Mama aus, was aktuell passiert und wechseln uns auch bei Chemobegleitungen ab. Das klappt ganz gut. Sie ist ein herzensguter Mensch und würde ihr letztes geben. Obwohl wir so verschieden sind, finden wir immer einen super Mittelweg für alles. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.


So, jetzt muss ich meine Maus aus dem Land der Träume holen, denn wir gehen heute wieder Rodeln.

Drück euch alle ganz doll!

GGGVVVVLLLLGGGG
Natascha
Mit Zitat antworten