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Alt 02.12.2010, 01:52
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

"Ich wünsche mir nicht, dass du zurück kommst."

Heute Abend sass ich unten in der Wohnung nach getaner Arbeit. Eine Zigarette, ein Fläschchen Bier, ich mach das immer so. Dann kann ich sehen, weiss fertig ist, kann überlegen, was als nächstes dran kommt, mache mir Gedanken, wie ich dies oder jenes Problem beim Renovieren lösen kann.

Natürlich sehe ich auch den Dreck und Staub auf dem Boden. In der Küche liegt ein Berg an abgelösten Tapeten, zum Teil in Säcke verpackt, Bauschutt oder einfach nur bereits zusammengefegter Staub und Abfall. Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit. Noch ein bisschen fegen, Werkzeug aufräumen, Feierabend. Na denn Prost!

Tja, geht mir durch den Kopf, früher war das anders. Vieles, was ich jetzt selber tun muss, wäre mir abgenommen worden. Früher wäre "sie" dagewesen. Hätte gefegt, selber Hand angelegt. Wir hätten uns die Arbeit geteilt, mache Wege wären mir erspart geblieben.

"Nein! Ich will sie nicht mehr zurück haben."

Wenn ich sie nicht mehr zurück haben will, was dann? Wenn ich akzeptiert habe, was dann? Wer hilft mir bei solchen Dingen? Ok, ich kann meine Kinder fragen. Sie wären sofort im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereit. Geht es nur darum? Um Hilfe bei der Arbeit? Auch, jedoch nicht nur.

Heute Abend war der neue Mieter da. Es ging um die Einrichtung. Wo werden z.B. Steckdosen gebraucht. Da eh alles neu gemacht werden muss, kann ich seine Vorstellungen ja berücksichtigen. Der nächste Mieter muss sich dann nach dem richten, was vorhanden ist. Für mich ist das gehüpft wie gesprungen. Wir haben uns auch noch überGott und die Welt unterhalten. Unter anderem auch darüber, dass ich gerne Musik höre und das manchmal auch laut. Ihn stört das nicht. Ok, ich muss mich da halt ein bisschen einschränken. Kein Problem.

Jedenfalls viel mir auf, dass man, wenn man alleine ist, garnicht mehr bemerkt, wie laut das Radio dröhnt. Es fehlt der Bezug. Ich meine damit, dass, wenn jemand mit mir redet und ich nicht verstehe, dass ich dann weiss: aha, die Musik ist zu laut.

Wumm! Da war es dann, das Loch, als ich da unten sass. Ist es so, dass, solange man nicht loslässt oder akzeptiert, eine gewisse Nähe (wenn auch nur gewünscht) existiert? Man hält sich zumindest gedanklich eine Option offen. Dass man diese Nähe verliert sobald man loslösst? Dass man sich bewusst wird, wie gross die Leere tatsächlich ist? Ich weiss ja, dass diese Leere nicht mehr von ihr gefüllt werden kann. Ist so. Ok. Doch dann kommt die Frage: wer oder was kann es?


Gute Nacht

Helmut
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