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Alt 13.11.2010, 17:03
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GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo Steffi!

Ja ... ich kann Dir nachfühlen, wie das ist, wenn der hinterbliebene Partner auf einmal anfängt, die "unterste Schublade" zu öffnen. Das hat meine Mama damals auch gemacht. Ich denke, es ist eine Art von Trauerarbeit. Ich hab Sie damals reden lassen, hab mir alles angehört und auch ab und an kommentiert. Aber Sie hat es nicht geschafft, dass ich ein anderes Bild von meiner Vater hatte, als vorher. Das sind die Probleme der Eltern, nicht der Kinder. Mag sein, dass Deine Mama teilweise oder vielleicht oft unglücklich war in der Ehe - vielleicht hat es gar nie gepasst zwischen Deinen Eltern.
Ein Tip von mir: Hör Deiner Mama zu, aber wenn es Dir zuviel wird, dann mach Ihr in lieben Worten klar, dass Du für Sie Verständnis zeigst, aber das Du es nicht zu DEINEM Problem machen kannst!
Überhaupt hört man Dinge in der Zeit, wo man selbst am Besten auf "Durchzug" stellt - einfach reden lassen .... Ist nicht böse gemeint, aber man darf nie vergessen, dass so ein Verlust sämtliche Bahnen in einem selbst durcheinander bringen. Das wird bei Dir so sein und bei Deiner Mama ist es selbstverständlich auch so. Nun ist Dein Paps nicht mehr da - Deine Mom wird das schön langsam realisieren. Es wird für Sie ein "Neues Leben" beginnen - damit muss Sie sich erst mal auseinander setzen. Es werden viele neue Situationen auf Sie zu kommen. Auch Du musst lernen, ohne Deine Paps zu leben. Das ist ein langer Prozess. Man findet jeden Tag an kleinen Situationen raus, das der Papa einfach fehlt .... und wenn es nur darum geht, ein Loch in die Wand zu bohren ... und das sind nur Dinge im Alltagsleben. Man hat ein Loch im Herz durch den Verlust, dass tut verdammt weh .... es muss heilen!

Gebt Euch einfach die Zeit .... sowas verdaut man nicht von heute auf morgen. Man hört wohl auch nie auf zu trauern, man lernt nur mit dem Verlust zu Denken und zu Leben. Der Papa wird immer fehlen ..... und trotzdem scheint irgendwann wieder die Sonne im eigenen Herz!!!!!!!!!!!!!!!

Du hast irgendwann geschrieben, dass Du Deinen Papa "ersetzen" möchtest. Ich möchte Dir hierzu noch meine Eigenen Gedanken schreiben - vielleicht kannst Du was für Dich davon abgewinnen:
Meine Mama stand damals und eigentlich bis heute auf dem Standpunkt, dass ich nun Vaters Platz einnehmen muss - am besten in sämtlichen Angelegeneiten. Mein Mann und ich haben uns für Sie den Hintern aufgerissen - wir haben wirklich alles für Sie getan, ob Haus, ob Garten, eben das was anfiel. Aber ich konnte Ihr nicht den Ehemann ersetzen. Sie leidet bis heute unter der Einsamkeit und Sie hat es fast geschafft, mich mit Ihrer fordernden Art in den Wahnsinn zu treiben. Ich bin ständig mit einem schlechten Gewissen rum gelaufen, weil ich wusste, Sie ist allein und leidet. Ich kann, werde und will meinen Vater niemals ersetzen. Zieh Dir den Stiefel nicht an - Deine Mama muss sich langsam an das neue Leben gewöhnen. Sie muss wieder lernen "auf eigenen Beinen zu stehen", muss allein Entscheidungen treffen können. Du kannst es Ihr nicht abnehmen. Helfe Deiner Mama in der kommenden Zeit - Sie braucht Dich, das ist gar keine Frage ..... aber wenn sich Deine Mama ein bissl gefangen hat, dann renne nicht sofort, wenn Sie schreit. Du wirst Dir unter Umständen die Hacken abrennen, aber wirst es im Endeffekt nicht Recht machen können ..... weil es nicht Deine Aufgabe ist.
Ich hoffe Du verstehst, was ich Dir damit sagen möchte. Es ist nicht böse gemeint .... nur aus Erfahrung geschrieben.

Lass Dich mal ordentlich drücken
Es ist für alle ein scheiss Zeit, durch die Ihr da grad gehen müsst ... habt Geduld mit Euch selbst!
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