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Alt 04.11.2010, 18:03
vis_a_vis vis_a_vis ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo GreenEye,

ich kann sehr Wohl nachvollziehen, was dir so durch den Kopf geistert. Ein meiner Seite ist eine starke Frau, die von allen Seiten durch den Krebs in die Scheren genommen wird. Dennoch gibt sie nicht auf und vergräbt sich nicht in ihrer Krankheit.
Auch ich hab schon gesagt, sie müsse einfach annehmen und akzeptieren. Ihre Antwort: "Soll ich mich ins Bett legen und kampflos aufgeben. Ich will nicht! Ich will nicht ständig daran denken müssen!"
Zu andere Gelegenheit wünscht sie sich, dass alles vorbei sein möge. Ich hüte mich, ihr meine Gedanken zu sagen, weil sie manches nicht verstehen würde, besonders wenn es ihr richtig schlecht geht. Wer kann einem Menschen raten, sich aufzugeben, fallen zu lassen. Das Umfeld muss einfach sehen, wie es zurecht kommt. Auch Du. Das kann dir keiner abnehmen. Mehr als Dasein, Zuwendung, Gesten, auch Liebe geht eben nicht. Der Betroffenen lebt offenbar auf einer Insel und ignoriert so lange er kann.
Im Mom sind 30 Bestrahlungen vorbei. Nun kommen die Nachwehen. Verbrennungen, Hautreizungen, Schmerzen sehr lokal. Ich schrieb ja schon, zum Abschluss hatten wir ein Konzert, quasi eine Belohnung fürs Durchhalten. Und nun muss wieder jeder Tag neu angegangen werden ohne lange Planung voraus.
Es hört sich vielleicht an, als würde ich das mit Leichtigkeit bewältigen. Das ist fürwahr nicht so! Ich hoffe nun, dass dir meine Ansicht nicht zu schroff rüber kam.
Möge dir die Kraft beschieden sein, die du braucht, um deiner Mama beizustehen. Denke ab und an an dich und versuche Kraft zu tanken mit Dingen, die du gern machst. Und du tust deiner Mama keinen Gefallen, wenn sich sich schuldig fühlen muss, weil es dir nicht gut geht.

Mit den herzlichsten Grüßen und ganz lieben Gedanken für dich und an alle hier, den das Wasser zuweilen bis zum Hals steht.

vis_a_vis
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Selbst:
ED 06/1998 - Azinuszellkarzinom der Parotis li. 2x OP mit anschl. Transplantation des Nervus suralis als Ersatz des Gesichtsnerves, geblieben ist eine inkomplette Fazialisparese
Ehefrau:
ED 06/2003 - Mamma-Ca OP BET, RT, Chemo, 5 Jahre Arimidex
ED 03/2005 - MDS myelodysplastisches Syndrom, seit 2007 transfusionsabhängig
ED 07/2010 - dedifferenziertes Liposarkom G2 im re. OS, Bestrahlung erfolgte, OP am 10.12.2010
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