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Alt 20.04.2004, 08:05
Gast
 
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Standard Astrozythom Grad 3

Hallo Katja, hallo Rolf und natürlich auch alle Anderen,

Auch mir geht es so wie Euch, wir streiten uns ständig und ich bin mindestens einmal pro Woche so weit, dass ich sage, ich nehme jetzt die Kinder zu gehe. Es ist sehr schwer mit all den Tiefen, die ja nun leider 90% des Lebens bestimmen zu leben und zu arrangieren.
Ich habe so viele Tage, an denen ich mich frage, muss ich uns allen diese ständigen Streitereien zumuten? Die Kinder leiden auch sehr darunter. Aber dann denke ich mir, wie hilflos und allein mein mann dann wäre, war er ja schon nicht mehr er selbst, als wir mal vor seiner Krankheit getrennt waren. Und dann nehme ich mir so gut es geht eine Auszeit, setze mich mit den Kindern ins Auto und fahre meine Eltern besuchen, oder ich fahre mit den Kids zu Mc Donalds um auf andere Gedanken zu kommen und wenn dann mal eine Stunde vergangen ist, dann hat sich meine Wut auf meinen Mann soweit gelegt, dass ich ihm dann in aller Ruhe erklären kann, was mich zur Weißglut treibt, und dass auch er als der Kranke die Pflicht hat sich mit mir und Allem was damit zusammen hängt zu arrangieren und auch mal zurück zustecken ohne gleich auszuflippen, weil er doch wissen muß, wer ab der Diagnose rund um die Uhr für ihn und die Kinder da war, wer sich um Alles gekümmert hat, ohne zu murren, auch wenn es mich fast zur Erschöpfung gebracht hat und ob er meint, jemanden zu finden, der sofort bei ihm einzieht und sich genauso opfert, falls es ihm von heute auf morgen wieder beschissen geht. Und wenn er dann einige Minuten darüber nachgedacht hat, dann räumt er meist ein, dass ich ja recht habe und dass er sich sehr schwer tut mit dem Ganze sich abzufinden. Aber ich habe ihm dann auch klipp und klar gesagt, dass ich schon oft so weit war, dass ich mich umbringen wollte, nur weil ich glaubte, dem psychischen Druck nicht mehr standhalten zu können. Aber da sind ja noch unsere zwei Kinder, und die könnnen ja nun garnichts dafür. Also muß ich irgendwie weitermachen. Aber ich räume dann auch ein, dass wenn er mir nicht ein bißchen hilft, so wie ich ihm geholfen habe, als es am dicksten war, ich gehen muß, weil ich sonst durchdrehe.Und dann reden wir darüber und dann ist es wieder relativ friedlich. Wenn wir aber beide einen so schlechten Tag haben, dass wir nicht reden können, dann lassen wir es einfach sein, und ignorieren uns und am nächsten Tag, klappt es dann meist einigermaßen wieder, weil der Rauch dann wieder verflogen ist.

@ Katja: ich rate Dir: Versuche Dir eine psychologische Hilfe zu beschaffen, die Dich ein bißchen unterstützen kann. Mobilisier alle Deine Freunde, die Du hast, damit Du einfach jemanden hast, bei dem Du Deinen Frust rauslassen kannst und wo Du Dich ausheulen kannst, denn Du brauchst irgendwo ein Ventil um Dich abzureagieren.
Nimm Dir immer wieder eine Auszeit, wo Du ganz alleine für Dich bist und mach was für dich, damit Du Dich nicht selbst aufgibst und vergiß aber dabei nicht Deinen Mann immer wieder daran zu erinnern, dass Du trotz allem für ihn da bist, wenn es ihm gesundheitlich schlecht geht, oder wenn er Dich braucht.
Ich denke, trotzdem ich selbst " Nur " Angehörige bin und kein Fachmann, dass es wichtig ist, dass Dein Mann nun erst mal ein kurze Weile alleine sein muß um selbst zur Ruhe zu finden. Wenn er Zeit und Raum hat alleine in aller Ruhe über alles nachzudenken, wird er vielleicht merken, was er an Dir hat, was Du bereits bis jetzt für ihn getan hast und wie Du ihm geholfen hast. Vielleicht kommt er dann von selber auf Dich zu und versucht zu kitten. Ansonten würde ich persönlich einen Brief an ihn schreiben und versuchen all das zu Papier zu bringen, was Du getan und geleistet hast, dass Du ihn liebst, aber auch ganz klar, wie sehr er Dir weh getan hat und wie verletzt und seelisch zerstört und verzweifelt du jetzt bist und dass du nicht mehr weiter weisst; vielleicht ist das besser, weil dann keine Gefahr eines verbalen Streites droht und er Zeit hat sich mit dem zu beschäftigen, was da geschrieben steht.
Gib Euch beiden ein wenig Distanz, damit ihr beide auf den Boden zurück kommt und fang Du an, Dir seelisch Unterstützung zu holen.

Mehr kann ich Dir leider im Moment auch nicht raten, aber ich hoffe, es hilft Dir ein bißchen weiter.

Viele Grüße und Kopf hoch an Alle. Eure Ariane.
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