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Alt 11.10.2010, 07:07
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GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Tabuthema??? Depressionen, Tablettenabhängikeit und jetzt auch noch Krebs

Hallo Sophie,

genau das ist das Problem - irgendwann werden die Ärzte entscheiden müssen, ob Sie Ihre Organe (Leber und Niere + Rest) schützen, oder ob Sie vollends mit Medikamenten "lahm" gelegt wird. Gott sei Dank hat Sie eine Patientenverfügung, nur nützt die nix, wenn Sie ins KH kommt wegen erhöhten CREA! Dann werden Tabletten abgesetzt und reduziert, ohne Rücksicht auf Ihre Psyche!

Meine Mama sitzt in Ihrem Sessell im Heim und tut so, wie wenn nix wäre. Genau das ist mein Problem! Sie tut so, als ob Sie noch 50 Jahre lebt - schiebt Ihre Krankheit komplett von sich weg und demnach verhält Sie sich auch. Die einzige große Sorge sind Ihre Tabletten .... jeden Tag muss ich mir das Gesabbel über Tabletten anhören. Sie selbst sah auch nicht die Notwendigkeit in ein Pflegeheim zu gehen, obwohl jeder Bekannte, Verwandte einschließlich der Familie sah, dass es nicht mehr anders ging. Die Versorgung daheim war nicht mehr gewährleistet. Durch den ständigen Durchfall wusste man manchmal nicht, wo zuerst anpacken. Die Sozialstation hatte Angst, morgens die Tür aufzumachen, weil Sie nicht wussten in welchem Zustand man Sie vorfand. Ich hab Ihr die letzten 15 Monate ca. 8-10x das Leben gerettet, weil Sie dehydriert war. Es war jedesmal ein Kampf, Sie ins KH zu bringen, weil Sie teilweise total agro war. Ein weiteres Problem war und ist auch die Raucherei! Ihr konnte es noch so schlecht gehen, hauptsache der Glimmstängel brannte. Dann sass Sie im Sessel mit der Zigarette in der Hand und schlief ein. Keiner kann sich vorstellen, welche Ängste ich ausgestanden hab.

Wenn man mit Ihr telefoniert, meint man, Sie hat gar nix - es sei denn Sie hat einen wirklich üblen Tag. Sie raucht auch im Zimmer an der Tür. Man kann sich mit Ihr über alles unterhalten, nur nicht über Ihre Krankheit. Mit Laufen is nicht viel - Ihre Beine sind voll mit Wasser, auch der rechte Arm ist so gut wie unbrauchbar, weil keine Kraft mehr. Sie sitzt im Sessel und leidet, wartet das die Tür aufgeht und ICH komme. Sie klammert sich nur an mich - hat seit 9.11. nicht einmal das Zimmer verlassen um mit den anderen Kaffee zu trinken. Die anderen Heimbewohner wissen nur, dass es jemand Neues gibt, aber Sie kennen meine Mama nicht. Sie kann nicht auf Leute zu gehen, hat buchstäblich Angst, vor was auch immer. Und hier denke ich, dass die Depressionen und die Tabletten eine ganz große Rolle spielen.

Der Umgang mit Ihr fällt mir sehr schwer. Ich liebe meine Mama, aber ich hasse Sie manchmal für das, was Sie sich, meinem Vater, mir, der ganzen Familie durch Ihre Tabletten angetan hat und heute noch antut. Manchmal hab ich das Gefühl und auch das Bedürfnis mit Ihr "abzurechnen"! Aber selbst das würde auf Unverständnis stoßen, weil Sie sich Ihrem Handeln und Tun gar nicht bewusst ist. Kritik verträgt Sie überhaupt nicht - dann sitzt Sie da und heult Krokodilstränen und wirft mir Unverständnis vor, damit ich wieder ein schlechtes Gewissen bekomme!

Seit Sie im Heim ist, kann ich wenigstens beruhigter Schlafen, aber nur allein der Gedanke, dass ich heute Mittag wieder zu Ihr hin soll/muss (ich geh jetzt nur noch jeden 2. Tag hin), löst bei mir wieder inneren Druck aus!

Keine Ahnung, ob jemand versteht, wie es mir geht, warum es mir so geht ...

LG erstmal! GreenEye
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