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Alt 10.10.2010, 23:55
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Irgendwann sehen wir uns wieder, Papa! Ich hoffe Du kannst mich von irgendwo sehe

Also uns sagten sie auch, dass es 3 Wochen etwa dauern wird bis zur Seebestattung. Mal schauen. Die Trauerfeier war (für mich) nicht so toll, sie hat mich nicht so sehr berührt. Alle anderen fanden sie aber toll. Ich denke die Seebestattung wird mich eher berühren, weil das ja auch erst die richtige "Beerdigung" ist.

Heute hatte ich meinen Termin beim Professor von Papa, der mir sehr lieb alles erklärt hat. Zusammen haben wir noch Papas CTs und Röntgenbilder angeschaut (ich brauchte das, diese bildliche Darstellung, nicht immer nur die Worte aus dem Mund eines Fremden) und nun habe ich vieles erkannt, es hat mich auch ein wenig schockiert, aber ich fühle jetzt dass es auf jeden Fall richtig und gut war ihn gehen zu lassen, es hätte NOCH schlimmer kommen können . Vor allem, ihn schnell gehen zu lassen. Ich hatte mir dafür Vorwürfe gemacht, weil ich ja die Ärzte um noch mehr Medikamente gebeten hatte für Papa, damit er davon nichts mehr mitbekommt.

Medizinisch ist mir jetzt klar, dass mein Papa leider von Anfang an eine fast ausweglose Situation hatte. Aber was hätte man machen sollen, außer dem Krebs den Kampf anzusagen? Das war ja gut und richtig und es hätte klappen können. Habe aber gesehen, dass bei ihm das ganze umliegende Gewebe infiltriert gewesen war. Selbst mit OP, das ist mir dann heute klargeworden und das konnte ich vorher ja ohne die Bilder nicht wissen, die Wahrscheinlichkeit wäre sehr groß gewesen dass Teile des Tumors noch irgendwo übrig geblieben wären weil er nicht deutlich abgrenzbar war. Dann wäre die Hölle nochmal von vorne losgegangen. Wie schlimm wäre das denn gewesen? Das ist uns erspart geblieben, auch wenn wir anderes Schlimmes erleben mussten.

Und die Chemo und Bestrahlung waren da, um den Tumor deutlicher abzugrenzen vor der OP (darum erst Chemo und dann OP geplant), was wohl auch geklappt hatte, aber dennoch, er war sehr groß und die Leber war nun einfach leider kaputt von der Chemo, obwohl sie schwach (30%) war.

Es hat sich auch herausgestellt, dass Papa auf der Intensiv soviel Eis gegessen hat, weil wahrscheinlich das ganze Eis direkt von der Speiseröhre in die Bronchien gewandert ist (ich hatte mich schon gewundert warum er auf einmal essen kann und hatte schon so eine böse Vorahnung warum), und aus dem Grund hatte er auch die Lungenentzündung sehr wahrscheinlich. Er hat wohl vorher schon länger "in die Lunge geschluckt"... Dort war ein Durchgang. Der eigene Speichel hat seine Lunge entzündet. Anders konnte der Prof. sich das auch nicht erklären, und ich auch nicht. Genau wissen wir es nur nicht, weil Papa nicht obduziert wurde.

Der Professor war wirklich super, er hat mir sogar angeboten, dass ich ihn anrufen kann, wenn ich einen väterlichen Rat brauche - das ist wirklich ein Arzt mit Leib und Seele, Papa hat ihn sehr gemocht, jetzt weiß ich warum. Mir hat der Termin heute sehr viel gebracht, auch wenn es weh tat zu sehen wieviel Leid mein Vater körperlich eigentlich erdulden musste. Am Ende haben wir noch mein Fotoalbum mit Fotos von Papa und mir in meiner Kindheit angeschaut, wollte dem Prof. nur zeigen dass Papa mir so besonders nahe stand, und dann bin ich gegangen.
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Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .
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