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Alt 07.09.2010, 15:17
mutzilein mutzilein ist offline
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Standard AW: Bin ich zu empfindlich?

Hallo Ängel,

deine Situation erinnert mich sehr gut an meine eigene, vieles gleicht sich und ich kann dich sehr gut verstehen. Aber ich weiß auch, dass ich meinen Anteil daran habe, nämlich dass ich früher immer alles alleine „gewuppt“ habe und die lieben Kinder meines Mannes verwöhnt habe mit allem was dazu gehört und nie gesagt habe, wann mir etwas nicht passte.

Zitat von dir:
Das Schlimme ist, dass mein Mann sich um sich selbst dreht und meinen Argumenten nicht mehr zugänglich ist. Seine Tochter braucht nur einen Wunsch zu äussern schon springt er, und er fragt dann nicht mehr was ich dazu sage.

Auch das kenne ich nur zu gut und leider ist es mittlerweile so, dass nicht nur mein Verhältnis zu seinen Kindern schlecht ist, auch unsere Beziehung leidet sehr darunter. Ich habe zunehmend das Gefühl, dass seine Tochter von ihm die Bestätigung haben möchte, dass sie immer die Nr. 1 in seinem Leben ist. Dabei merkt sie nicht, wie ihr Vater darunter leidet, sich zwischen ihr und mir sozusagen entscheiden zu müssen. Da ist wohl ein Konkurrenzkampf da, eine Eifersucht auf mich und sie weiß nur zu genau, wie sie ihren Vater zu packen hat.

Ein Beispiel von mir: Ich habe immer, wenn seine Kinder ihren Besuch angesagt hatten (oft mit Partnern, dann also zu viert) gefragt, was sie gerne essen möchten und habe diese Wünsche dann auch erfüllt. An Weihnachten sollte es immer Gans mit allem Drum und Dran sein. Dummerweise hatte ich eine Chemo zwei Tage vor Heiligabend, zudem noch die erste von 4 mit Taxol, da hatte ich 4x AC schon hinter mir. Ich wusste also nicht, was auf mich zukam und wie es mir damit ging, zudem schon ziemlich geschlaucht von den anderen Vieren. Die Kinder waren zu der Zeit beide Single und hatten die tolle Idee, am Heiligabend einen „Familientag“ zu machen, nur der Vater und die beiden Kinder wollten etwas zusammen unternehmen und abends sollte es dann etwas zu essen geben. Gut habe ich gesagt, dann gibt’s Kartoffelsalat mit Würstchen, die Gans fällt dann dieses Jahr aus, das schaffe ich nicht alleine und außerdem möchte ich nicht alleine sein und würde meine Zeit mit meiner Familie verbringen. Oh ha – da hatte ich was gesagt, das erste Mal überhaupt und seitdem (4 Jahre ist das her) verschlechtert sich das Verhältnis zunehmend, weil ich meinen Mund nicht mehr halte. Mir wird unterstellt, ich verwehre der Tochter den Umgang mit ihrem Vater. Mein Mann hatte zu diesem Heiligabenddebakel keine Meinung und sagte, das wäre doch normal, dass die Kinder auch mal was mit ihm alleine unternehmen wollten, zumal sie so weit weg wohnen (500 km).

Die Tochter sagt was sie will sehr genau und auch das was ihr nicht passt, der Sohn ist etwas rücksichtsvoller, hält aber zu seiner Schwester – klar. Seitdem ich versuche, mich diesem Verhalten anzupassen, gehen wir uns mehr oder weniger aus dem Weg, Besuche bei uns finden nicht mehr statt.

Hierzu gibt es ein mehr als zutreffendes Zitat, weiß leider nicht von wem:
Der Umgang mit einem Egoisten ist darum so verwerflich, weil einem die Notwehr allmählich dazu zwingt, in seine Fehler zu verfallen.

Ich kann dich eigentlich nur in deinem Denken bestätigen, dass du mehr auf dich und dein Wohlbefinden achten musst und finde es schade, dass dein Mann dich so wenig versteht.

Für deine bevorstehende Chemo wünsche ich dir viel Kraft und dass es einigermaßen erträglich verläuft. Das gleiche gilt für den Besuch…

LG Grüße von der Mutz
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Wir sollten öfter etwas tun, das keine Eile hat, das kein Ziel verfolgt und sich nicht lohnen muss

(Jochen Mariss)
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