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Alt 07.04.2004, 17:10
Gast
 
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Standard Angst aber auch Hoffnung

Lieber Jens,

Du hast mich gebeten, daß Tumorstadium pT3b, G2,pNx, pMx, Lo, V1, R1 zu definieren.

Mit pT ist das Ausmass des Tumors gemeint, im Fall Deiner Mutter ist mit pT3b bereits makroskopisch zu erkennen gewesen, daß der Tumor in zumindest ein großes Gefäß eingewachsen war ( Nierenvene oder/und auch in die Hohlvene ).

G bezeichnet die Aggressivität des Tumors - mit G2 ist der Tumor Deiner Mutter mittelmäßig aggressiv.

Mit pN werden die Lymphkoten begutachtet - das x hinter pN sagt eigentlich aus, daß die Lymphknoten nicht beurteilbar sind. Bei fehlendem Lymphknotenbefall stünde hier eine Null ( alos pNo ), bei Befall Zahlen.

Duch pM werden Fernmetastasen begutachtet - auch hier sagt das x dahinter aus, das hier nicht genau beurteilt werden kann. Bei sichtbaren Fernmetastasen stünde hier auch eine Zahl, ansonsten auch eine Null.

Lo gibt an, daß sichtbar in der Umgebung der Niere kein Lymphknoten befallen war.

V1 gibt an, daß der Tumor in ein größeres Blutgefäß eingewachsen war ( Nierenvene oder / und Hohlvene ).

R1 gibt an, daß der Tumor nicht ganz vollständig entfernt werden konnte. Angestrebt bei einer Tumor-OP ist immer eine Ro-Resektion - die war vermutlich bei Deiner Mutter nicht möglich, da der Tumor in ein größeres Blutgefäß eingewachsen war.

Jetzt erscheint auf den ersten Blick die Aussage des Arztes "kein Lymphknotenbefall und keine Fernmetastasierung" in Verbindung mit Nx( Lymphknoten nicht beurteilbar ) und Mx ( Fernmetastasen nicht beurteilbar ) widersprüchlich. Ich denke, daß er sich aufgrund der Blutgefäßinvasion des Tumors nur nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen wollte. Bei den Lymphknoten kann man sich ja ( bis auf die wenigen in der Umgebung der Niere, die entfernt wurden und pathologisch begutachtet wurden ) nur auf bildgebenden Verfahren verlassen, ebenso beim Feststellen von Fernmetastasen. Und aufgrund des Einwachsens des Tumors in die Nierenvene ( oder Hohlvene - oder beides ) hatte der Tumor direkten Anschluss an die Blutgefäße und konnte hierüber auch Krebszellen streuen, die vielleicht im Moment noch nicht als Metastase sichtbar sind.

Aufgrund dessen und auch auf Grund der R1-Resektion würde ich Euch dringend zu einer Immun-Chemotherapie raten, nachdem Deine Mutter sich in der Kur so richtig erholt hat. Hat Euer Arzt mal mit Euch darüber gesprochen? Wenn nicht, würde ich das an Eurer Stelle ansprechen und mir auch ggf. eine zweite Meinung einholen. Natürlich kann man auch erst abwarten, aber .....je weniger Tumormaterial vorhanden ist, umso besser greift die Immun-Chemo.
Auf jeden Fall aber sind sehr engmaschige CT-oder MRT-Kontrollen der Nierenloge mit Bauchraum und des Brustbereiches erforderlich. Alle 3 Monate. Und da würde ich mich an Eurer Stelle auch auf keine Diskussion einlassen! ( Und Ultraschall und Röntgen sind NICHT ausreichend!!! )
Ich hoffe, Du kannst Deine Mutter davon überzeugen.

Alles Gute für Euch und liebe Grüße,

Ulrike
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