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Alt 16.08.2010, 15:05
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Wasser13 Wasser13 ist offline
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Standard AW: ich kann es nicht bergreifen

Liebe Anni,

mein tiefes Mitgefühl für Dich. Du hast in den zurückliegenden Wochen ganz offenbar grossartiges geleistet. Diagnose. Abschied. Beerdigung. Und dann auch noch einen Betrieb aufgelöst. Alle Achtung. Ich kann mir gut vorstellen, dass Du derzeit mit Deiner Kraft am Ende bist.

Ich war 43, als ich meinen Mann an den Krebs (Darm/Leber) verloren habe. Das ist inzwischen 5 Jahre her (bin nun ein zweites Mal "hier" - Barettkarzinom in der Familie). Mein Mann hat sich von mir verabschiedet, sich für die gemeinsamen Jahre bedankt und mir alles Gute für die Zukunft gewünscht. Damals blieb ich mit meinen drei kleinen Hunden zurück.

In der ersten Zeit hatte ich alle Hände voll zu tun, alles zu regeln (war in meinem Fall leider kein Zuckerschlecken und ist tatsächlich bis heute nicht endgültig abgeschlossen). Mein Körper hat mich nach dem Tod meines Mannes sehr schnell in die Schranken gewiesen, ich musste sehen, dass das alles doch nicht so an mir vorbei gegangen war.

Aber: ich war einfach zu jung, um alleine zu bleiben ... Ein Jahr nach dem Tod meines Mannes habe ich den jetztigen Mann an meiner Seite kennengelernt. Einfach so. Nicht gesucht - gefunden.

Heute freue ich mich darüber, dieses zweite Glück gefunden zu haben. Mein verstorbener Mann ist nach wie vor Teil meines Lebens. Ich war 21 als ich ihn damals kennenlernte - und mit ihm 22 Jahre zusammen (mehr als "in meiner Vater-Mutter-Geschwister-Familie), Zeit, die man nicht einfach so vom Tisch wischen kann, und was ich auch auf keinen Fall will. Mein Mann hat nach wie vor einen Namen in unserem Haus, in meinem Leben.

Eines ist geblieben, wenn auch (nur) noch in "kleinen Dosen": die Trauer und die Frage nach dem Warum. Und manchmal fließen Tränen. Heute noch. Als wir kürzlich bei einem befreundeten Ehepaar (eines aus der "damaligen Zeit") zum Grillen waren, war ein weiteres Paar dabei. Die Frau sagte dann in einem Satz: "du hast einen so tollen Mann gehabt". Was sie nicht wissen konnte: sie sagte mir dass an meinem 23. Hochzeitstag ... (Kloß-im-Hals).

Liebe Anni, Du hast jetzt schon viel hinter Dir, bist eine Kämpferin. Lass' Dir ein bisschen Zeit, gibt dem Schmerz Raum ... versuche Ruhe zu finden ... (leicht gesagt, ich weiß). Schau': mit Hund&Pferd musst Du raus, kommst Du auch unter Leute. Ablenkung dürfte auch Dein Job bieten (was auch nicht leicht sein dürfte, nachdem Du zuvor mit Deinem Partner zusammengearbeitet hast) und vielleicht öffnest Du Dich ja auch für ein neues Hobby (?). ...

Auch wenn es jetzt weh tut - eines Tages kannst Du wieder lächeln ... und bekommst ein Lächeln zurück ...

Liebe Anni, ich Dir hiermit zu und wünsche Dir, dass es Dir bald wieder besser geht ... Alles Gute für Dich
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