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Alt 06.08.2010, 10:21
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs unter 35?

Hallo Ihr beiden,

Was Menschen mit dem Begriff Hoffnung verbinden, ist sehr vielschichtig. Das kann von blauäugiger Naivität, illusionärem Wunschdenken bis zur tapferen Lebenskraft reichen, die dem Unabänderlichen trotzt. Der Begriff Hoffnung hat seine Licht- und Schattenseiten. Und zu den Schattenseiten gehört eben auch die Gefahr, sich etwas schön zu reden, sich von Wunschdenken bestimmen zu lassen und dadurch wichtigen Fragen oder Entscheidungen aus dem Weg zu gehen, was sich später bitter rächen kann.

Havel macht Ernst damit, dass Menschen sich unter dem Vorwand der Hoffnung auch eins kräftig in die Tasche lügen und lenkt den Blick auf etwas anderes, was wichtiger sein kann als ein sogenannter "guter Ausgang".

Der große russische Schriftsteller Fjodor M. Dostojewskij, - den Friedrich Nietzsche übrigens mit Recht mal als den "größten Psychologen aller Zeiten" bezeichnete -, schrieb in den "Brüdern Karamasow" treffend: "... das Geheimnis des Menschenlebens liegt nicht im bloßen Dasein, sondern im Zweck des Lebens. Ohne eine feste Vorstellung davon, wozu er leben soll, wird der Mensch gar nicht leben wollen, und er wird sich eher vernichten, als dass er auf Erden leben bliebe ..." Ich vermute, dass Havel als Schriftsteller auch "seinen" Dostojewskij kannte, und von diesem Wort her dann bestimmte, was Hoffnung ist.

Wenn der Mensch einen Sinhn, einen Zweck in dem erfährt, was er erleiden muss, wird er alles erleiden können, und auch selbst dem Tod gefasst ins Auge sehen. Als vertiefende Literatur in diesen Fragen: Paul Watzlawick, Die Anleitung zum Unglücklichsein.

Beste Grüße
Ecki