Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 08.07.2010, 01:02
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.06.2009
Ort: Ba-Wü
Beiträge: 202
Standard AW: nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

hallo Busawi,

ich kann deine Hilflosigkeit und Verzweiflung gut nachempfinden.

Ich wuchs praktisch auf mit der Diagnose Krebs. Ich war 9 Jahre alt, als meine Mutter zum ersten Mal damit getroffen war. Immer wieder hatte sie es geschafft, viele gute und gesunde Jahre dazwischen - und ich hätte nie gedacht, daß sie es noch ein 4. Mal trifft - und dieses letzte Mal gab es keine Hoffnung - es ging alles ganz schnell innerhalb weniger Wochen. Zum ersten Mal hab ich da auch diese Hilflosigkeit und Verzweiflung gefühlt - diese Hoffnungslosigkeit.

Es dauert, bis man anfängt, es zu begreifen, es dauert noch länger, bis man das Unabänderliche anfängt zu akzeptieren. Man fühlt sich überrollt von den Ereignissen, kommt mit dem Begreifen kaum hinterher.

So geht es dir jetzt auch... du fühlst dich in einem Strudel gefangen, hast das Gefühl, jede Kontrolle verloren zu haben.

Drum solltest du versuchen, euer Leben so gut wie im Moment möglich auf "Normalität" zu trimmen, so gut es irgend geht, an der Normalität festzuhalten - das hilft zumindest ein bißchen, daß man nicht ganz den Boden unter den Füßen verliert. Ich weiß, es hört sich idiotisch an.
Ich weiß ja, daß es grad keine Normalität gibt, daß plötzlich alles infrage gestellt ist, nichts mehr so ist, wie es sein sollte.
Aber es hilft einem wirklich, etwas die tägliche Routine aufrecht zu erhalten - so schwer es auch ist, sich zwingen zu funktionieren im täglichen Ablauf, sich Schritt für Schritt der Situation anzunähern und zu stellen.
Es kostet unendlich viel Kraft, aber irgendwoher kommt auch diese Kraft. Man aktiviert Reserven, von denen man nicht mal wußte, daß man sie hat.
So wird es auch bei dir sein.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
Mit Zitat antworten