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Alt 06.07.2010, 20:24
Benutzerbild von Natascha85
Natascha85 Natascha85 ist offline
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Standard AW: Metastasen=keine komplette Heilung möglich?

Da bin ich schon wieder. Weiß auch nicht was mit mir los ist. Morgen ist der Geburtstag von Mama (wird 58) und ich kann mich gar nicht freuen. Warum? Es ist doch ein erfreulicher Tag, ein Tag an dem man all die Sorgen für einen Augenblick vergessen kann. Aber vielleicht ist es auch genau das. Das krampfhafte Getue, als wär alles ok und fröhlich feiern und Kuchen essen. Das kann ich nicht. Ich steh morgens auf und mein erster Gedanke ist Mama. So ist es auch beim Zubettgehen. Natürlich gibt es auch noch andere Dinge, neben Mama. Meine Tochter zum Beispiel. Aber dennoch holt mich der Gedanke immer wieder ein. Wird es der letzte Geburtstag sein? Was ist mit Weihnachten/Silvester? Wird sie Qualen haben? Ich weiß, ich weiß, ich soll mir keinen Kopf machen und jeden Tag genießen.....aber es geht nicht. Ich muss mich total zusammen reißen, wenn ich meine Tochter mit Mama zusammen sehe und ich weiß, dass das bald nicht mehr so sein wird. Das meine Maus fragen wird, wo Oma ist. Ihr könnt jetzt sagen, dass ich froh sein soll, dass es Mama noch so gut geht und es ja nicht gleich nächste Woche passieren kann, das ja alles "soweit" in Ordnung ist. Klar, sie liegt ja nicht auf der Palliativ, aber allein der Gedanke DAS es irgendwann so kommen wird, da könnt ich kotzen. Wisst ihr was ich meine? Ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. Diese Belastung, dieses Wissen, diese Ohnmacht....und auf der anderen Seite seh ich Mama und Stiefpapa in ihrem Märchenwald. Fröhlich, voller Pläne und total realitätsfern.....das zermürbt mich. Würd gern auf den Tisch hauen, die volle Ladung ablassen und beide wachschütteln. Da wäre eine große Last weniger, aber auf der anderen Seite wär Mama total am Boden. Das möcht ich ja auch nicht. Ihren Willen brechen. Sie gibt den Anschein die Starke zu sein und betont es auch, dass sie kämpft. Für sich. Für ihre Lieben. Aber wozu frag ich mich? Für ein paar Monate mehr? Mehr Qualen? Mehr Nebenwirkungen von all dem Dreck? Ist es das wert? Ich erkenne Mama gar nicht wieder. Ihr Aussehen (abgesehen von den fehlenden Haaren) hat sich stark verändert. Auch ihr Wesen. Sie ist doch schon gebrochen und liegt fast am Boden. Warum kann das Stiefpapa nicht sehn? Ist er eines von diesen Affen, die nichts hören, sehen und sagen? Ist er so naiv, zu glauben, dass es wieder gut wird? Oft stehe ich vor einem Rätsel und bin so froh, dass meine Schwester und mein Freund mir zur Seite stehn und realistisch sind. Klar kochen mal die Gefühle hoch und es wird geweint, aber wir wissen ganz genau was auf uns zu kommt. Wir können uns "vorbereiten", wenn ihr wisst was ich meine. Dieses Loch, in das Stiefpapa fallen wird....das wird schlimm für ihn. Hoffentlich macht er nicht ernst mit seiner Aussage, Mama zu folgen. Das sagt er oft, falls die Chemo nicht anschlägt....und das schlimme ist, dass ich ihm das glaube. Wen hat er dann noch? Klar, uns, aber wir gehen auch irgendwann Heim und dann sitzt er in seiner Wohnung und alles erinnert an seine Frau. Das hält er nicht aus. Da müssen wir uns gut um ihn kümmern und zur Not soll er zu seiner Schwester. Mir graut es auch vor dem Tag, dass Mama zu uns Kindern kommt und uns mitteilt, dass alles hoffnungslos ist und sie sterben wird. Ich weiß nicht, ob mir die Kraft bis dort hin langt. Die Kraft für Mama stark zu sein. Natürlich bin ich für sie da, natürlich werde ich da sein, wenn sie einschläft, aber das danach. Was passiert danach? Deshalb bin ich so froh, dass ich eine Tochter habe. Das ich mich nicht hängen lassen DARF. Wär ich noch single und hätte kein Kind, dann würde es anders aussehen. Oh Mann, es gehen soviele Gedanken in meinem Kopf herum. Allein der Tag morgen wird was geben. Es wird nicht das selbe sein. Das spürt Mama bestimmt auch. Ich hoffe, ich hab euch nicht zuviel Zeit geraubt. Es floss eben einfach so aus mir heraus. Wollte einfach mal was los werden.
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