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Alt 22.06.2010, 17:43
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,

ich habe gerade deine Worte gehört.
Du drückst Dich sehr gefühlvoll aus und Deine Gedanken machen nachdenklich.
Es ist für mich als Hinterbliebene und ehemals Angehörige gut zu hören wie sich ein Patient mit der Diagnose Lungenkrebs auseinandersetzen kann.
Der offene Umgang mit der Krankheit das "hinsehen" wie ich es nenne...erspart Dir den Kampf gegen diese. Ein Kampf ist immer ermüdend und schwer,ich habe auch immer das Gefühl bei einem Kampf muss es Gewinner und Verlierer geben.
Beim, mit der Krankheit umgehen, fließt viel mehr Energie in Richtung "Ich lebe so lange gut wie es möglich ist".
Du tabuisierst nicht mal das Sterben! Mein Vater hat es manchmal angerissen dieses schwere Thema...es gab uns die Möglichkeit kostbare Stunden zu nutzen. Wir haben ganz viel geklärt...ganz viel aufgearbeitet und es gab ihm einen wunderbaren Frieden.Auch für mich war dieses sehr bewuste Abschied nehmen ein großes Geschenk.Ich habe in dieser Zeit mitbekommen, wie ein befreundeter Mensch am Morgen weg ging und nicht mehr heimkehrte. Keine Vorahnung, keine Zeit für klärende Gespräche...einfach nicht mehr da.
Auch ich empfand das als "böseb Tod".
Ich traue es mir selten zu sagen...weil die meisten die hier schreiben, so entsetzt und so schockiert sind von der Diagnose Krebs, dass sie dem kaum etwas positives abgewinnen können.Dies finde ich auch sehr sehr schwer.Ich kann hier nur für mich selbst sprechen. Durch die Krankheit meines Vaters, wurde mir auch meine eigene Endlichkeit wieder sehr bewust. Es ist gut, dass wir das wann und wie nicht kennen...aber wenn es sich durch eine so schwere Krankheit abzeichnet...dieses Ende...kann es eine ganz große Chance sein.
Es war so, dass die Zeit der Krankheit für mich und meinen Vater auch ein Geschenk war. Wir waren uns sehr nah...bedingungslose Liebe, bedingungsloses Vertrauen.Wir haben alles gesagt...mit und ohne Worte. Ich habe mir sehr viel Zeit genommen. Die hätte ich mir und ihm unter anderen Umständen gar nicht zugestanden. Ich habe meiner und seiner Angst täglich ins Auge gesehen.Chemo, Nebenwirkungen und ein Körper der immer schwächer wird, das ist kein Pappanstil, nichts was man man so im Vorbeigehen bewältigt. Es hat mich an meine Basis gebracht...an einen Punkt an dem ich wieder in der Lage war wichtig und weniger wichtig klar zu trennen.Auch das hat die Krankheit gemacht.
Lieber Ecki hab Dank für Deine guten Worte und auch dafür, dass Du Mut machst sich in der Not an seinen Glauben zu erinnern. Das Gespräch mit Gott war immer das ehrlichste und das tröstlichste, was ich in dieser schweren Zeit geführt habe.Ich habe auch manchmal böse Sachen zu ihm gesagt...aber ich glaube er hat mir verziehen

Herzlichst Mariesol