Einzelnen Beitrag anzeigen
  #618  
Alt 29.04.2010, 19:56
wenti38 wenti38 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 29.04.2010
Beiträge: 1
Standard AW: Profil BK User stellen sich vor...

Hallo Ihr Lieben,

ich bin stolz, daß ich mich seit Kurzem jetzt auch im Internet tummeln kann. Wenn es nicht so gut klappt oder ich irgendeinen Blödsinn mache, dann haltet mir bitte meine 72 Jahre zugute. (Meine Söhne möchte ich nicht ständig fragen...)

Da ich selbst Krebspatientin bin und vor einem Vierteljahrhundert die Prognose erhielt, ich hätte nur noch neun Monate zu leben, muß ich meine Erfahrungen einfach mal schildern. Ich hoffe, der einen oder anderen Leidensgenossin damit Mut zu machen.

Im August ´85 bekam ich die Diagnose Brustkrebs. Bei der sehr bald durchgeführten OP erfolgte ein Ablatio rechts mit Ausräumung der Axilla und linksseitigem Kontrollschnitt. Von 13 Lymphknoten waren drei befallen. Bei der anschließenden Chemo bekam ich dann neben anderen Mitteln Endoxan in sieben Doppelbehandlungen.

Wie gesagt hatte ich gar keine Heilungsaussichten. Mein Mann war damals in Düsseldorf bei einem Immunologen in Behandlung. Nachdem er von meinem Fall erzählte, meinte dieser, es sei nicht aller Tage Abend. Ich ging dann auf Wunsch meines Mannes zur Sprechstunde und erhielt die Empfehlung, mein Immunsystem aufzurüsten. Damals gab es in Deutschland noch kein Interferon zur Aktivierung der Killerzellen, aber der Dr. konnte es mir in den USA besorgen. 1500 DM für ein kleines Fläschchen und meine Krankenversicherung hat die Kosten dafür sogar übernommen. Begleitend zur Chemo erhielt ich dann intravenös noch speziell abgestimmte Cocktails mit Vitaminen und Spurenenlemente, sogenannte Bolusinfusionen. Das wurde dann noch mit einer Ozon-Therapie kombiniert und es war erstaunlich: ich vertrug selbst die schwere Chemotherapie ohne die üblichen Nebenwirkungen. Kein Haarausfall, meine Fingernägel wuchsen mit unglaublichem Tempo und selbst Übelkeit war kein Problem. Am Tage der Chemo nippte ich wegen des Geschmacks der chemischen Keule zwar nur an Pfefferminztee und habe nichts gegessen, aber mit einer Petrischale, wie die anderen Patientinnen, mußte ich nie rumlaufen. Mein Problem war nur, daß ich durch die Chemo furchtbar zunahm. Nach Beendigung der Therapie ging es mir sehr gut.

Als ich in den folgenden Jahren wieder nahe an meinem Wunschgewicht war, meldete sich dann 1993 leider der Krebs wieder. Es waren Rezidive im Operationsfeld aufgetreten. Diesmal wurde mit 33 Bestrahlungen therapiert und parallel erhielt ich wieder die begleitende Therapie vom selben Immunologen. Dadurch hatte ich keinen Strahlenkater und war so fit, daß ich sogar selbst mit dem Auto in die Uniklinik und zurück fahren konnte. Ich wurde erneut geheilt, was ich zu zum großen Teil der begleitenden Therapie verdanke!

Zwölf Jahre war ich anschließend krebsfrei bis im Jahr 2005, nachdem ich 19 Kilo abgenommen hatte, dann wieder Knoten festgestellt wurden. Drei unter dem linken Arm. Dazu hatte ich unter der Op-Narbe am Brustbein Metastasen und einen Tumor. Außerdem hatte ich Metastasen im Lendenwirbelbereich und in der Lunge. Offenbar ist Gewichtsreduzierung sehr schlecht für das Immunsystem und der Dr. schimpfte heftig mit mir. Die Therapie bestand nun aus 22 Bestrahlungen durch einen Neutronenbeschleuniger und der bewährten zusätzlichen Immunstärkung, die immer auf mich und den jeweiligen Stand meines Immunsystems zugeschnitten wurde. Und jedesmal waren die behandelnden Onkologen sehr erstaunt, wie stark die Metastasen zurückgingen. Was die bildgebenden Verfahren zeigten, war für sie kaum zu glauben.

Heute lasse ich mich weiterhin vorsorglich mit der begleitenden Immuntherapie behandeln, um mein Immunsystem so fit wie möglich zu halten. Die Metastasen des letzten Aufflackerns sind noch nicht gänzlich verschwunden aber rückläufig. Mir geht es sehr gut.

Kürzlich habe ich in einem Fernsehbeitrag gesehen, daß das Thema komplementäre Onkologie nun wohl endlich auch an der Universität Frankfurt mit einem Fachbereich gewürdigt wird. Ich kann nur vielen Krebspatienten wünschen, daß ihnen in Zukunft ebenso wie mir geholfen wird.

Das Wichtigste ist aber: Kopf hoch, nicht abnehmen (!) und nicht aufgeben, sondern immer auch nach weiteren unterstützenden Angeboten suchen. Ich bin der beste Beweis: mir wurden inzwischen 25 weitere Lebensjahre geschenkt.

Liebe Grüße,
Eure Wenti

Geändert von gitti2002 (29.04.2010 um 21:50 Uhr) Grund: Mehrfache Nennung von Arztnamen
Mit Zitat antworten