Einzelnen Beitrag anzeigen
  #204  
Alt 17.04.2010, 14:14
Birdie Birdie ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2009
Beiträge: 623
Standard AW: Pappiläres NCK, Torisel Behandlung ab morgen

Mein Geliebter,
der Himmel ist strahlend blau die Sonne scheint mit einer Kraft, dass es dir eine Freude wäre, die Vögel zwitschern und alles blüht, wächst und gedeiht ..
Du wärest gewiß schon seit 6 Uhr morgens wach .. hättest meine Nasenspitze geküßt und wärest aus dem Bett geschlichen, um in den Garten zu pilgern.. vielleicht hättest du heute auch für uns beide Frühstück gemacht ..

Aber das Szenario hätte auch wieder so aussehen können .. du hättest mich in der Nacht kaum schlafen lassen .. wärest ab 4 Uhr morgens putzmunter und verlangst nach 100% Aufmerksamkeit ... ich hätte angefangen die Morgentoilette mit dir zu machen .. Waschschüssel füllen, waschen, Mundspülung mit Bepanten und dem orangenen Zeug, Zähneputzen, Saubermachen, Safetex und Unterlage ggf. Laken und auf alle Fälle Nachthemd wechseln, dich fragen, welches Kompott du essen möchtest - um nicht das Wort "Babybrei" in den Mund zu nehmen - je nachdem wie es dir geht, hättest du einiges davon auch selber machen können ..
Dann auf ne Schwester warten, die deine Infusionen wechselt, die Ärztin, die dir Blut abnimmt, um deine Werte zu kontrollieren, Lymphdrainage - vorher das Abnehmen und Wiederaufrollen der Bandagen, das Ablassen, Ablesen und Aufschreiben deiner Ausfuhrmenge, Fiebermessen, nach Schmerzen fragen und ggf. Morphium steigern, immer wieder zum Trinken und Essen auffordern, Betten zur Bestrahlung auseinanderschieben, Bett nach unten zur Bestrahlung schieben, deine Hand halten während wir auf die Röntgenassistentinnen warten, deine Schmerzensschreie bei der Umlagerung aushalten und mich davon abhalten nicht in den Bestrahlungsraum reinzurennen, um dir zur Hilfe zu eilen, dich nach 10min wieder in Empfang nehmen, wenn gerade nen Transporter da ist, mit ihm zusammen das Bett nach oben schieben - ansonsten alleine, dann wieder ins Zimmer rein manövrieren, die Betten wieder zusammenschieben, dein Bett wieder anschließen und dich in eine bequeme Sitzposition bringen, nach der Schwester klingeln, die dich wieder an die Infusion anschließt, das Mittagessen in der Mikrowelle aufwärmen und dich überreden etwas davon zu probieren ggf. dich damit zu füttern, dir beim Schlafen zusehen, immer wieder Getränke und Essen anbieten, damit die Niere gespült wird und der Darm in Bewegung bleibt, dich unterhalten, wenn du verwirrt bist, Mut machen, schlechte Werte von der Ärztin gesagt bekommen und dir verschweigen,
aufmerksam auf jeden klaren Moment warten,
jeden Kuß,
jede Zärtlichkeit,
jede Umarmung genießen,
jedes liebe Wort im Hirn speichern...

Mir ist gestern wieder ein Film eingefallen, der mich damals sehr gefesellt und betroffen gemacht hat .. "the fountain" ... kein Kassenschlager .. ich hab ihn in einer Sneak Preview gesehen .. ich höre gerade die ganze Zeit den Soundtrack...

Gestern im Gespräch mit Klaus ist mir eingefallen, dass du ja noch am Freitag den 5.3. beim Frisör warst.... als du da beim Frisör saßt, da fragte dich die Frisörin, wie du das geschnitten haben willst und du schautest mich fragend an und fragtest mich, ob ich irgendwelche Wünsche hätte, wie dein Haar aussehen sollte .. mir wars so egal .. hab ich doch immer zu dir gesagt, dass du "Kükenhaare" hast - noch feinere Haare als meine, die bei jedem leichten Hauch durcheinanderfliegen ..
Wir hatten allerdings beide vergessen unser Geld mitzunehmen und ich musste dich "sitzen lassen" und nochmal hochflitzen, um meinen Mann auslösen zu können - wir haben sehr darüber gelacht ...

Ich vermisse es so mit dir lachen zu können ..
__________________
Wissen gibt Sicherheit!