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Alt 10.04.2010, 13:02
Julita Julita ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Yvonne,

bei Deinem vorletzten Beitrag kommt mir vieles so vor, als hätte ich es selbst aufgeschrieben… Ich sehe im Moment auch sehr traurig aus, im Spiegel sehe ich ein ganz schrecklich trauriges Gesicht und noch traurigere Augen. Komisch, dass man es so sehr an den Augen sieht. Als es Mama so schlecht ging, fühlte ich mich plötzlich um 10 Jahre gealtert und jetzt fühle ich mich manchmal, als wäre ich schon 100 Jahre alt. Naja, es ist der erste Frühling, den wir ohne unsere Mütter erleben müssen. Wie soll es uns da besser gehen, wenn wir bei jedem Blick aus dem Fenster sehen, was Mama auch gern gesehen hätte und nicht mehr sehen kann?

Das finde ich auch, dass unser Leben vorher durch die Sorge um unsere Mütter total ausgefüllt war. Man war ständig in Sorge, wie es ihr geht, ob sie noch etwas braucht, ob man noch etwas für sie tun kann, ob es ihr bald besser geht. Da ist jetzt wirklich ein Loch und mir fehlt jetzt auch irgendwie der Antrieb. Alles was ich gemacht habe, war auch irgendwie für Mama. Schule, Studium, Beruf… sie war immer stolz. Oder sagen wir fast immer, sie hat sich auch manchmal Sorgen um mich gemacht. Aber ich konnte ihr dann zeigen, dass ich es schaffe, das ergab alles einen Sinn. Der fehlt mir jetzt. Ich versuche mich trotzdem an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen, weil Mama es so gewollt hätte. Ansonsten mache ich mir viele Gedanken über das Leben. Wozu es gut ist und was das alles noch soll. Aber jetzt selbst tot umzufallen ist ja auch keine Lösung, wir müssen auch an die lieben Menschen um uns rum denken. Für unsere Männer ist es sicher auch sehr schwer, uns so traurig zu sehen. Ich bin auch sehr froh, dass ich meinen Freund habe und dass er in dieser schwierigen Zeit für mich da ist. Ohne ihn wäre es alles noch 1000 Mal schwerer. Ihm zuliebe (und natürlich meiner Mama zu liebe) muss ich versuchen, mich etwas besser zu fühlen. Aber so tun, als wäre nichts gewesen, geht natürlich nicht. Das kann man nie vergessen und auch die vielen schönen Jahre, die wir mit unseren Müttern hatten, werden wir nie vergessen.

Du hast Recht, ich musste meiner Mutter Hoffnung machen. Es war auch das, was ich in der Situation für das Richtige hielt. Aber im Nachhinein denke ich dann, dass sie es vielleicht so verstanden hat, dass ich sie und ihre Krankheit nicht ernst nehme, dass ich es auf die leichte Schulter nehme. Aber das war nicht der Fall, ich hatte die ganze Zeit wahnsinnige Angst, sie zu verlieren. Aber das muss sie auch gewusst haben. Ich wünsche mir nur, ich hätte es ihr doch auch mehr gezeigt, aber ich dachte, ich muss so stark wie möglich sein, damit wir wenigstens etwas Normalität aufrecht erhalten können. So macht man sich seine Gedanken…

Liebe Grüße
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