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Alt 30.03.2010, 19:04
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Glioblastom- was nun?

Hallo Aerdey,

ein Hospiz bedeutet - man stirbt in absehbarer Zeit. Die Prognose des Arztes muss bei -glaube ich - drei oder vier Wochen noch zu leben, lauten.

Vorher hat man keinen Anspruch auf einen Platz im Hospiz und hinzu kommt,
dass es auch nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen in Hospizen gibt. D.h., nur mehr oder weniger bald Sterbende kommen dort hin.

Ich weiß dass, weil man Papa 2008 an einem Glioblastom gestorben ist und der Arzt uns damals über die Möglichkeiten in der Endphase der Erkrankung aufgeklärt hat. Sprich: Zuhause, Pflegeheim oder Hospiz.
Meine Mutter hat ihren Job am Ende aufgegeben und meinen Papa zuhause gepflegt. Es war eine sehr harte und schwere Zeit, zumal man den körperlichen und geistigen Verfall meines Papas wirklich hautnah miterlebt hat. (Ich habe nach seinem Tod darüber ein Buch veröffentlicht, was wir so erlebt haben.) Wenn man seinen Job nicht aufgibt, kann man jemanden mit dieser Erkrankung nicht alleine pflegen. Entscheidet man sich für die Pflege zu Hause, hat man heutzutage Anspruch darauf, den Job eine zeitlang ruhen zu lassen und ist weiterhin sozialversichert. ..Der Chef muss das bewilligen.
Wie das finanziell in der Zeit läuft, weiß ich leider nicht.

Weiterhin kann einem ein Pflegedienst helfen (Caritas etc.). Dafür muss man bei der Krankenkasse, bei der Deine Mutter versichert ist, die Pflegestufe beantragen. Du teilst der Krankenkasse mit, dass Deine Mutter ein Pflegefall ist und Hilfe im Alltag braucht und die Krankenkasse schickt einen medizinischen Dienst (Mann oder Frau) vorbei, die ein Gespräch mit Dir und Deiner Mutter führen und prüfen, was sie noch alleine kann und was nicht. Aber Vorsicht, Deine Mutter darf auf keinen Fall darauf bestehen, dass sie alles noch allein macht, denn dann wird so ein Antrag -wenn man Pech hat- abgelehnt. Bei uns war es so, dass die Krankenkasse den Verlauf der Erkrankung von anderen Fällen kannten und wir mit der Einstufung keine Probleme hatten. Mein Papa hatte am Anfang Pflegestufe 1 (leichte Pflege) und am Ende Pflegestufe 3 (Schwerstpflegefall). Je nach Stufe bekommt man entsprechende Unterstützung in Form von Hilfe beim Waschen und Anziehen der Erkrankten etc. Allerdings ist damit nicht ein ganzer Tag überbrückt, wenn man die Person zuhause hat. Weiterhin gibt es noch Möglichkeiten von ambulanten Hospizdiensten - wir hatten einen der hieß "OMEGA", die helfen den Betroffenden ohne jegliches Entgelt, wenn man sich mit ihnen in Verbindung setzt. Es kamen Damen stundenweise, die sich zu meinen Papa ans Bett setzten, mit ihm redeten oder ihm etwas vorlasen, aber vor allen Dingen halt da waren, wenn meine Mama selber mal zum Arzt musste und wir Kinder keine Zeit hatten. Es gibt auch "Helfende Hände" und einiges mehr, aber ich würde an erster Stelle mich mit der Krankenkasse Deiner Mutter in Verbindung setzen. Die kennen solche Fälle und können Dir zumindestens schon etliche Fragen beantworten. Denn selbst für ein Pflegeheim muss Deine Mutter eine Pflegestufe haben, denn es entstehen ja jede Menge Kosten.
Und je nach dem finanziellen Stand Deiner Eltern und sogar Deinem kommt man zum Teil für die Kosten mit auf...

Ich hoffe, Dich nicht ganz verwirrt zu haben und vielleicht konnte ich Dir ja ein wenig helfen.

Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute und geniesse die noch verbleibene Zeit mit Deiner Mutter, denn diese Krankheit ist so heimtückisch und hinterhältig, dass man nachher jeden Tag zu schätzen weiß, an dem man noch zusammen gelacht oder gelächelt hat.

Liebe Grüße

Petra
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In liebevoller Erinnerung
(Foto 17.09.07)
Manfred 10.07.45-07.06.08


Leise kam das Leid zu dir, trat an deine Seite,
schaute still und ernst dich an, blickte dann ins Weite.
Leise nahm es deine Hand, ist mit dir geschritten,
ließ dich niemlas wieder los, du hast viel gelitten.
Leise ging die Wanderung über Tal und Hügel,
und uns war´s, als wüchsen still deiner Seele Flügel.


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