Einzelnen Beitrag anzeigen
  #26  
Alt 28.03.2010, 00:22
Benutzerbild von Finesse
Finesse Finesse ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: Niedersachsen, Vorharz
Beiträge: 363
Standard AW: woher nehmt ihr die kraft zum kämpfen?

Hallo Hope,

ich finde, Du hast hier wirklich ein interessantes Thema angeschnitten. Ich denke, die Frage mit dem Umgang ging nur in die falsche Richtung, weil das Thema "kämpfen" manchmal falsch ankommt.

Als es mir als Betroffene passierte, war ich zutiefst verwundert: Ich bin krank, kann doch garnicht sein. Dann kam die Angst: Hilfe!!!

Und dann? Komischerweise hatte ich die tiefe Überzeugung, dass ich es schaffe. Es war in mir drin kein Zweifel. Ich hatte Glück, es war ein sehr frühes Stadium und ich habe es hoffentlich geschafft. Die Zeit war nicht einfach. Annehmen mußte ich die neue Ina, die schwach ist und Geduld braucht. Ich mußte annehmen, dass ich mich verändere. Und meine Unschuld ist weg: Das trifft mich nicht, nur die Anderen.

Aber ich glaube, der Weg der Angehörigen ist ganz anders. Die können ja nicht wie wir zur OP gehen und die Chemo überstehen. Die können nur mitleiden.
Ich habe es bei meinem Lebensgefährten bemerkt. Diese Sprüche (sorry, ist nicht ganz so gemeint): Das wird schon wieder. Wir schaffen das. Da müssen wir durch.
Ich habe sie gehaßt die Sprüche. Aber es war ja nur die reine Hilflosigkeit. Mich zu halten, wenn ich weinte und genau zu wissen, dass es nicht in seiner Macht lag, hat ihn grau werden lassen. Er ist krank geworden, als es mir etwas besser ging: Bandscheibe und Leistenbruch. Du siehst, er hatte schwerer zu tragen als ich.
Und was Schäfchen geschrieben hat: Er tut alles, damit es ist wie immer. Nur dass nichts mehr so wie immer ist.
Ich habe immer gesagt, ich will mein altes Leben zurück. Ganz ehrlich, so ein Quatsch. Ich habe ein neues und die Qualität ist ganz tief innen drin viel besser, ganz anders.
Ich werde am 14. Mai einen neuen 1. Geburtstag feiern mit all den Leuten, die bei mir und mit mir waren.
Als Betroffene habe ich mir gewünscht, dass ich das Gefühl habe, so ein zu dürfen wie ich gerade bin. Ich meine, so geliebt zu werden. Mit all den Chemoverrücktheiten, den Stimmungsschwankungen, .....
Und dass so viele Menschen das geschafft haben, dafür möchte ich Danke sagen.
Sei für deine Mutter da, akzeptiere sie wenn sie mutlos ist, genauso wenn sie mutig ist. Aktzeptiere Ihren Weg - egal ob Kampf, Aktzeptanz, Wut, Schmerz, Hoffnung, ...
Verstehst du. Tue ihr die Liebe und kämpfe nicht, sondern zeig ihr nur, dass du da bist und sie lieb hast.

Das habe ich am Meisten gebraucht.

Sorry, das ist alles ein wenig lang geworden. Aber es tat gut, alles einmal zu schreiben.

Danke Hope

Ina
Mit Zitat antworten