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Alt 01.05.2002, 20:50
Gast
 
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Standard Zusehen müssen ist schwer

Hallo Caro, Hallo Tochter,

heute ging es meinem Vater schon etwas besser.
Die Infusionen haben ihn wieder etwas aufgepäppelt.
Seine Weigerung, die Bestrahlung weiter zu machen hat er nach einem Arztgespräch aufgegeben.
Er ist zwar mutlos, aber er hat wieder Hoffnung auf Besserung.
Da er auch in ein anderes Krankenhaus verlegt wird, hat er wieder das Gefühl, dass sich etwas für ihn zum positiven bewegt.
Ich schwanke zwar selbst zwischen dem Gefühl, dass seine Qualen verlängert werden und unrealistischer Hofffnung, aber ich bestärke ihn in allem was er entscheidet.
So traurig sich das anhört, aber für meine Mutter war es auch gut, dass er ins Krankenhaus kam. Er hatte sich bis zum Zusammenbruch dagegen gewehrt.
So kann sie auch mal wieder zwischendurch Kräfte sammeln.
Mein Vater war zum Schluss ziemlich ungeduldig mit ihr.
Sie weiß zwar, dass er es nie so meinte und sie das Ventil für seine Angst war, aber es ist schon ziemlich schwer für sie zu verstehen.
Liebe Tochter, ich bewundere deine Mutter für ihre Lebenseinstellung.
Ich glaube, das ist der richtige Weg mit sich und der Welt in Frieden abzuschließen.
Mein Vater ist noch nicht so weit.
Heute hat er viel geschlafen und sich immer dafür entschuldigt.
Ich sagte ihm, dass es mir reicht bei ihm zu sein, da wurde er ruhiger.
Vielleicht war es heute auch zu viel Besuch.
Meine Schwester, meine Mutter, meine Tante und ich. Alle hintereinander.
Danke, dass ihr mir "zuhört".
Es ist eine große Hilfe wenn man sich mit Menschen austauschen kann, die das Selbe erlebt haben oder noch erleben.
Mir hilft das mehr als mit unbeteiligten darüber zu reden, die es zwar lieb meinen, aber sich doch nicht so einfühlen können.
Ausserdem bin ich momentan zu sehr am Wasser gebaut, wenn man mich auf das Befinden meines Vaters anspricht.
Dann bricht gleich die ganze mühsam aufgebaute Fassade zusammen.
Ich will ja auch nicht als heulendes Elend durch die Gegend laufen.

Liebe Grüße
Marie
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