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Alt 07.02.2010, 12:04
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Christoph ist tot

Hallo Ciaccomo,

zuerstmal möchte ich deiner Familie und dir mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken. Wir haben uns die Tage bereits im Chat unterhalten und ich habe deinen Thread gefunden und ich möchte dir schreiben.

Euren Schmerz, wie soll man ihn beschreiben? Es geht nicht. Jeder empfindet ihn anders, jeder Schmerz ist anders und, was noch wichtiger ist: die Ursache für den Schmerz ist immer eine andere. Oma, Opa, Vater, Mutter, Frau, Mann, Tochter, Sohn. Deine Frau wird ihn anders empfinden als du, die Geschwister von Christoph erst recht.

Jede meiner Töchter trauert anders. Die Eine offen die Andere macht das eher für sich aus, meine Schwiegermutter hat komplett dicht gemacht, es war einfach zu viel für sie. Es ist ein Unterschied, ob man seine Frau oder den Mann, die Mutter oder den Vater oder ein Kind verloren hat. Es bedarf jeder Menge an Fingerspitzengefühl, dass dabei die Familie nicht auseinander trifftet. Die Familie trauert zwar gemeinsam um ein und die selbe Person und trotzdem ist es nicht bei jedem dieselbe Trauer.

Nimm deine Frau in den Arm, wenn sie es braucht. Lass dich in den Arm nehmen, wenn du es brauchst. Lass auf der anderen Seite aber auch zu, wenn sie sich mal zurückziehen will, alleine sein will. Dann geh einen Schritt zur Seite und gib ihr die Gewissheit, dass du sofort wieder da bist, wenn sie dich braucht. Was nicht heissen soll, du musst "den Starken" spielen. Das wird sie dir nicht glauben. Jedoch ich denke du wirst merken, dass gemeinsam erlebte und bewältigte Trauer leichter zu ertragen ist.

Ich hab dir meine Gedanken zu dir, euch und deinem Sohn einfach mal so niedergeschrieben. Nicht, weil ich das alles weiss, ich fühle es so. Es muss für dich/euch nicht passen. Es ist ganz gewiss auch kein Trost, was ich geschrieben hab. Wie soll das im Moment auch gehen? Euch trösten?

Was ich allerdings weiss: ihr habt eine schwere Zeit vor euch. Ich weiss aber auch, dass ihr das schaffen könnt! Ihr steht vor einer pechschwarzen Wand. Doch schau mal (wenn du kannst), unten links in der Ecke, da ist sie ein winziges bisschen heller schwarz. Ich drück euch alle Daumen.


Zum Meer

Wer hat dich geplant, gewollt,
Dich bestellt und abgeholt?
Wer hat sein Herz an dich verlorn?
Warum bist du geborn?
Wer hat dich geborn?

Wer hat sich nach dir gesehnt?
Wer hat dich an sich gelehnt?
Dich wie du bist akzeptiert,
Dass du dein Heimweh verlierst?

Dass du dein Heimweh verlierst!

Dreh dich um, dreh dich um,
Dreh dein Kreuz in den Sturm.
Wirst dich versöhnen, wirst gewährn,
Selbstbefreien für den Weg zum Meer.

Wer ersetzt dir dein Programm?
Nur wer fallen auch fliegen kann!
Wer hilft dir, dass du trauern kannst,
Du dich nicht von dir entfernst?

Du dich nicht von dir entfernst!

Dreh dich um, dreh dich um,
Vergiss deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
Weit zum Meer, du weisst wohin.

Dreh dich um, dreh dich um.
Dreh dein Kreuz in den Sturm.
Geh gelöst, versöhnt, bestärkt,
Selbstbefreit den Weg zum Meer.

Selbstbefreit den Weg zum Meer!
Selbstbefreit den Weg zum Meer!


(Herbert Grönemeyer, 2002, Mensch)




Lasst ihn los, irgendwann, ich fühle mit euch

Helmut
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