AW: Über Sinn oder Unsinn der Whipple-Operation
Hallo Andreas,
Deine Frage nach dem Sinn der OP kann ich gut verstehen, mein angeheirateter Cousin hatte Darmkrebs und ist auf ähnliche Weise vor seinem Tod ein halbes Jahr gequält und verstümmelt worden.
Trotzdem komme ich heute aus der Distanz und meiner eigenen Erfahrungen mit Krebs zu dem Schluss, daß es für einen Arzt nicht einfach ist, den Patienten oder die Angehörigen zu palliativen Maßnahmen zu überrede. Welcher Arzt will mit Bestimmtheit eine an Wunder grenzende Spontanheilung ausschließen ?
Dazu kommt dann noch die Erwartungshaltung der Angehörigen. Im meinem Fall haben dann die direkten Verwandten im Arztgespräch so suggestiv gefragt "Herr Doktor, es wird doch kein Krebs sein..." oder später dann "Er wird doch nicht sterben...", obwohl doch der Arzt genau darauf hinaus wollte.
Ich will damit sagen, daß man auch solche Gesprächsblockaden in Betracht ziehen muß und nicht nur finanzielle Interessen vermuten soll.
Für meinen Cousin bin ich dankbar, daß er nach 8 Monaten gehen durfte und ich Gelegenheit hatte, ihn in den letzten Minuten zu begleiten.
Mit seiner Urne wurden auch meine letzten Zweifel an seiner Behandlung beigesetzt, zumindest erscheint mir das im Rückblick nach 4 Jahren so.
Ich wünsche Dir, daß Du nach einer Phase der Nachdenklichkeit ebenfalls Deinen Frieden mit dem erlittenen Verlust findest.
Gruß,
Michael
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Malignes Melanom pT4bN0M0, Clark IV TD12mm, Stadium IIC, 20 Jahre verschleppt
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