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Alt 29.10.2009, 00:08
Amadou Amadou ist offline
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Registriert seit: 17.07.2009
Beiträge: 24
Standard AW: Doch die Bauchspeicheldrüse

Liebes Pferdchen,

habe gerade Deinen Thread gelesen und möchte Dir meine Meinung / meine Gedanken dazu aufschreiben.

Zitat:
Ich kann es wirklich nicht glauben...er hat doch keine Schmerzen, sieht gut aus...ihm fehlt bis auf das nicht essen können nichts!!!!
Als bei meinem Papa der Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs aufkam, konnte ich gar nicht glauben, dass in seinem Körper so eine massive Erkrankung existieren soll. Und er selbst glaubte ganz am Anfang, er habe einen Magen-Darm-Infekt, da er so häufig zur Toilette musste.

Zitat:
Ich habe hier in euren Berichten so oft gelesen, dass VOR der OP schon der Befund BSDK feststand. Wie wurde das denn dann festgestellt? Warum wußte man das bei euch voher und bei uns ist es ungewiss? Vielleicht sagen die Ärzte meinem Freund auch nicht die Wahrheit?
Die Diagnose „Bauchspeicheldrüsenkrebs“ zu sichern, ist häufig nicht so einfach. Papas Diagnostik vor seiner geplanten Whipple-OP (Labor, Ultraschall, Endosonographie und CT) lieferte auch nur dringende Hinweise, aber keine Beweise. Die gab es erst während des operativen Eingriffs, als Gewebeproben entnommen wurden, die eindeutig die Diagnose BSDK zuließen. Leider wurde bei Papa die OP nach Whipple dann nicht mehr durchgeführt, aber dies ist eine andere Geschichte.

Zitat:
Aber einen Rat möchte ich dir auf jeden Fall geben: Lass einen solchen Eingriff möglichst nur in einem Pankreaszentrum durchführen. Nicht nur das sie dort einfach mehr Ahnung von der gesamten Thematik haben, sondern durch die Häufigkeit der Op's reduzieren sich einfach auch die Risiken. Denn Übung macht auch hier den Meister - auch wenn's blöd klingt.
Für Papa lag es mir auch sehr, sehr am Herzen, dass er von erfahrenen Chirurgen in einer spezialisierten Klinik operiert wird. Die Erstdiagnostik fand im städtischen Klinikum in der Nähe meiner Eltern statt. Die OP wurde jedoch in der Uniklinik Heidelberg (Pankreaszentrum) durchgeführt. Meine Meinung: OP nach Whipple ist ein großer, komplexer Eingriff. Chirurgie ist ein „Handwerk“, und je mehr Übung der Chirurg bezüglich eines bestimmten Eingriffs hat umso besser. Heidelberg führt pro Jahr mehrere hundert komplizierte Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse durch, die städtische Klinik nur ganz wenige. Diese Überlegung war für meinen Vater so ausschlaggebend, dass er die städtische Klinik freitags auf eigenen Wunsch verlassen hat (OP-Termin war für Donnerstag, 18.06., in der Woche darauf geplant), um sich in Heidelberg eine Zweitmeinung einzuholen. Dies war sehr schnell möglich. Die OP in Heidelberg fand dann zwar nicht am 18.06., aber lediglich fünf Tage später am 23.06. statt.

Der Stationsarzt der städtischen Klinik, die die Erstdiagnostik durchgeführt hatte und auch die Whipple-OP durchführen wollte, war sehr verständnisvoll und meinte vor der Entlassung meines Vaters (nachdem er wusste, dass Papa nach Heidelberg geht): „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, wir sind hier Spezialisten für diese Art von Erkrankung.“

Zitat:
Ich bin aber jetzt trotzdem total verunsichert ob er dort gut aufgehoben ist. Meint ihr ich könnte den Ärzten dort meine Unsicherheit sagen?
Du kannst die Ärzte auf jeden Fällen bezüglich Deiner Zweifel ansprechen oder auch z.B. fragen, wie oft pro Jahr eine Whipple-OP in der Klinik durchgeführt wird. Das Pankreaszentrum in Bochum wäre ja vielleicht in Eurer Nähe …?

Zitat:
Aus meiner Sicht wäre es immer wichtig, vor einer OP eine gewissenhafte Biopsie durchzuführen, nicht erst bei der OP!!
Zum Thema Biopsie vor der OP: Wie Missi bereits schreibt – dies ist auch unter Ärzten ein sehr umstrittenes Thema. Ich für meinen Teil frage mich auch manchmal, ob man bei Papa nicht doch eine Biopsie hätte machen können / sollen und ihm auf diese Art so manche Belastung hätte ersparen können… Wie dem auch sei … in Heidelberg lautet auch die Devise: Wenn operiert werden muss und kann, wird direkt operiert, und die Gewebeprobe wird im OP entnommen, bevor die geplante (Whipple-)OP losgeht.

Zitat:
Ich habe jetzt in diesem Forum schon so viele, unfassbaren Schicksale gelesen...ich weiß nicht andeutungsweise wie ihr das alles bewältigt. Ich stehe jetzt schon total neben mir und bin nur noch am Zittern....
Ich hatte zu Beginn auch diesen immer präsenten „Angstknoten“ im Bauch … Und doch sind trotz aller Tiefschläge irgendwann auch wieder ruhigere Zeiten gekommen. Du wirst ganz sicher die Kraft haben, alles mit Deinem Freund durchzustehen.

Zitat:
Heute Abend bin ich jetzt krampfhaft dabei mir nur positive Dinge durchzulesen...damit ich wenigstens in der Lage bin meinem Freund positiv gegenüber zu treten.
Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, die erste Diagnostik gibt meist nur Hinweise, keine Beweise. Es ist leider schon so, dass die meisten „Raumforderungen“ am Pankreaskopf nichts Gutes bedeuten und eher selten harmloser oder weniger aggressiver Natur sind. Aber ich habe auch gelernt, dass Statistiken zwar informativ, aber im Einzelfall nicht hilfreich sind.

Und somit drücke ich Euch ganz fest die Daumen, dass es in den kommenden Tagen für Euch doch noch „Entwarnung“ gibt, und sende Dir und Deinem Freund viele gute Wünsche!

Alles Liebe

Amadou
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