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Alt 24.10.2009, 10:27
Zitronengras Zitronengras ist offline
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Standard AW: So langsam verzweifelt...

Es geht mir auch oft so. Während der Therapien wünscht man sich nichts sehnlicher, dass dieses Kreuz endlich vorbei sei. Und wenn es dann soweit ist, meint man, jetzt muss doch alles gut sein, ist es aber nicht. Ich denke oft, dass ich erst so langsam verstehe, was es heißt, diese Krankheit zu haben oder gehabt zu haben, wie auch immer man das sehen will. Musste mich ja aktuell wieder so stark damit auseinandersetzen, weißt Du ja.

Ich glaube, die Gesprächstherapie ist schonmal ein guter Ansatz. Ich würde Dir raten, vergleich nicht zu sehr die lange schöne Zeit, die Du in der Kur hattest, mit dem "normalen" Leben jetzt. Ich hatte in der Kur einige "Kraftmomente", die ich mir versuche bei Angst wieder aufzurufen, so wie der Frederik in dem Kinderbuch, kennst Du sicher. Immerhin waren wir jetzt fast 1 Jahr im AUsnahmezustand, das ist sehr lang, ich denk mal, man braucht nochmal so lang, um sich überhaupt wieder einigermaßen "normal" (und was ist das schon, normal?) zu fühlen.

Dann bin ich noch dabei, die für mich richtige Vorsorge zu planen. Das Thema hatte ich neulich erst mit meiner Psychologin, es ist halt so, während der ganzen Therapiezeit hatte man keine Wahl, man musste da so durch, wie es vorgegeben war, die Parameter standen fest und an kleinen Schräubchen konnte man drehen (NW-Linderung der Chemo und so). Jetzt aber, jetzt ist man wieder selbst verantwortlich und keiner kann einem wirklich sagen, mach dies oder lass das, dann passiert dies oder das. Ich glaube, es ist der Chritt von der Patientin weg hin wieder zu einem normalen Menschen und ich zumindest befinde mich auf der Schwelle, bleibe da auch noch und trete mal auf die eine, mal auf die andere Seite. Die Psychologin sagt, das sein normal, nur möchte sie in nächster Zeit mehr Frau Zitronengras dabei sehen, möchte also, dass ich selbstbestimmter Entscheidungen treffe. Was mir nicht so ganz leicht fällt, was aber doch gut ist.

Was mir auch manchmal hilft, was aber sehr schwerfällt: versuchen, nicht zu sehr in die Zukunft zu sehen. Versuchen, ganz konkret mehr an den heutigen tag zu denken und mir zu überlegen, was mir heute Spaß macht. Seit einigen Wochen habe ich dazu den Satz "Ich will JETZT leben" im Kopf. Du weißt ja, dass ich auch noch gerne Kinder hätte. Und die Angst, ja, die kenn ich auch. Letzte Woche gab es drei Tage, die gingen nicht ohne die kleinen Pillen. Find ich auch ok, so als Notnagel.

Ach, ich weiß nicht, ich würd Dir so gern was schreiben, was Dir irgendwie helfen könnte und dabei befinde ich mich an ähnlicher Stelle wie Du. Kann Dir vielleicht garnicht helfen. Fühl mich selber oft hilflos. Sei einfach
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