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Alt 06.02.2004, 18:40
Gast
 
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Standard Warum wird die Trauer nicht weniger?

Hallo Ihr drei,
vielen Dank für Eure Mails, habe nicht mit soviel Resonanz gerechnet, obwohl ich ein etwas schlechtes Gewissen habe. Hier sind soviele denen es sicher noch schlechter gehen muß wie mir.

Seinen Partner zu verlieren der doch noch so jung war wie bei Dir Petra und dann noch eine kleine Tochter zu haben, der man das alles erklären muß, muß unheimlich schwer sein. Bei meinem Sohn (in 2 Wochen 5 Jahre) war es ja "nur" der Opa und ich muß sagen, er geht damit unheimlich `normal`um. Wenn wir auf den Friedhof gehen und es dauert ihm zu lange sagt er sowas wie -können wir jetzt endlich gehen, sag tüß zum Opa und laß ihn schlafen- das hört sich lustig an, aber mir läuft es immer kalt den Rücken runter. Kinder verarbeiten das einfach besser. Wie geht es denn Deiner Tochter, begreift sie schon richtig das ihr Papa nicht mehr wiederkommt?

Alle meine sogenannten Freunde,habe ich das Gefühl,distanzieren sich im Moment von mir, obwohl ich eigentlich vor anderen immer so tue als ginge es schon wieder. Aber irgendwie kommt niemals mal die (ehlich gemeinte) Frage "wie gehts dir wirklich", oder "willst Du reden". Ich hab immer das Gefühl alle sind froh wenn ich nicht davon angefangen habe und wenn sie wieder auflegen können höre ich geradezu den Stein der ihnen vom Herzen fällt. Mit meinen Schwiegereltern verstehe ich mich seit Papas Tod auch nicht mehr so besonders. Als mein Mann zu meinem Schwiegervater sagte ob er nicht mal meinen Vater besuchen wolle, hat er gesagt er wüßte ja nicht ob mein Vater das für ihn auch tun würde. Mein Papa hat 3 Monate im Krankenhaus gelegen und wir wußten mehr oder weniger das er nicht mehr gesund wird und dann kommt so ein Spruch? Ich weiß nicht ob ich zu empfindlich bin, aber das hat gelangt. Sie haben nicht eimal im Krankenhaus angerufen, nicht einmal bei meiner Máma zu Hause und als er gestorben war haben sie behauptet nicht gewußt zu haben wie krank er war. Meine Mutter sagt, Papa hätte keine Unstimmigkeiten wegen ihm gewollt, ich soll nachgeben weil der klügere immer nachgibt, aber ich kann das nicht vergessen. Dabei denkt man doch gerade die Eltern des Mannes müßten doch auch verstehen was in einem vorgeht. Mein Papa war gerade 65 Jahre alt, er hat zwar länger gelebt als die meisten Angehörigen von denen Ihr schreibt, aber ich finde trotzdem dass das kein Alter ist. Zumal man ja nichts gemerkt hat, bis zur OP ging es ihm ja gut er hat erst danach so abgebaut und sich nicht mehr erholt. Der Spruch der Woche war bei mir ich solle warten wenn jetzt die dunkle Jahreszeit vorbei ist, dann würde es mir schon wieder besser gehen. Ist denn jetzt das Wetter schuld daran das es einem so mies geht oder was??????????? Über manche Aussagen der Mitmenschen bin ich schon verwirrt, um nicht zu sagen schockiert. Einer hat mich gefragt ob ich denn gewollt hätte das mein Papa leidet, was ist das für eine blöde Frage, wär würde sich das wünschen, aber warum konnt er denn nicht ohne zu leiden einfach wieder gesund werden????????Man sollte dann doch lieber den Mund halten,bevor so ein Mist dabei rauskommt.

Wenn ich bei Dir Bettina lese das dein Vater vor über einem Jahr gestorben ist und es Dir heute noch mehr weh tut wie damals, das tut mir wirklich leid. Aber ich kann mir im Moment auch nicht vorstellen, das jemals richtig zu verpacken.

Ich glaube ja eigentlich daran, dass wir uns alle einmal wiedersehen, aber das kann ja noch 20 Jahre dauern, das ist irgendwie auch kein richtiger Trost. Hat eigentlich von Euch jemand irgendetwas nach dem Tot des Angehörigen erlebt, ich meine sowas wie ein Zeichen? Ich warte immer irgendwie auf etwas, was mir Zeigt das es ihm gut geht. Wenn man wenigstens das wüßte, das würde es vielleicht leichter machen. Ich sehe immer die letzten Augenblicke vor mir, mein Papa liefen zum Schluß Tränen aus den Augen und es sah aus, als wenn er geweint hätte, wir konnten uns ja nicht mehr mit ihm unterhalten, er war im Leberkoma, deshalb kann ich gar nicht sagen dass man so richtig Abschied genommen hat, ich weiß noch nicht mal ob er gespürt hat ob Mama und ich da waren.
Was habe ich früher das Internet verflucht, aber heute bin ich wirklich froh das es soetwas gibt und das man hier mit Euch reden kann.
Vielen Dank für das schöne Gedicht Christa. Seit Papa tot ist lese ich ständig die Todesanzeigen und die Gedichte dazu, blöd oder???? Habe ich früher nie einen Gedanken dran verschwendet.
Ich habe auch noch eins
Nicht alle Schmerzen sind heilbar,
denn manche schleichen
sich tiefer und tiefer ins Herz hinein
und während Tage und Jahre verstreichen,
werden sie Stein.
Du sprichst und lachst,
wie wenn nichts wär,
sie scheinen zerronnen wie Schaum,
doch du spürst ihre lastende Schwere,
bis in den Traum.
Der Frühling kommt wieder
mit Wärme und Helle,
die Welt sie wird ein Blütenmeer,
aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
da blüht nichts mehr.

Viele liebe, traurige Grüße sendet
Manuela
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