Liebe Simone,
melde mich auch mal wieder.
Bei meinen Eltern war es ähnlich. Sie wollten sich immer und in jeder Situation gegenseitig schützen.
Mein Vater war sehr oft extrem traurig, hat auch viel geweint.
Aber nie darüber gesprochen.
Ich hatte mir ja Beratung bei einer Psycho-Onkologin geholt.
Im Groben hat sie mir zwei wichtige Hinweise gegeben:
1. In solchen Extremsituationen trauert der Patient evtl. nicht nur um sein Diagnose, sondern betrauert alles Traurige, was in seinem Leben passiert ist.
2. Die Menschen ändern ihr Verhalten i.d.R. durch die Diagnose nicht, sondern verstärken es.
Meine Eltern haben sich immer schon gegenseitig beschützt und uns Kinder auch.
Mit dem Krebs wurde das noch extremer sichtbar.
Ich frage die Psycho-Onkologin heute noch oft, ob ich nicht hätte mehr Gespräche anbieten sollen, den Weg irgendwie hätte erleichtern können. andersn reagieren, besser, offener, offensiver, rücksichtsvoller, egal was, nur anders.
Nein, hätte ich nicht. Verstehen und begreifen tue ich es bis heute nicht.
Ich habe auch gedacht, das das Reden Papa doch Erleichterung hätte bringen können/müssen/sollen.
Auch hier muss ich lernen zu akzeptieren: Der Gesprächswunsch muss vom Betroffenen kommen. Ich habe oft signalisiert, dass ich für ein Gespräch da bin. Aber Papa hätte es beginnen müssen.
O-Ton Psycho-Onkologin: "Wenn Sie Ihren Vater darauf direkt angesprochen hätten, wären sie ihm sehr schnell zu nahe getreten".
Ein schweres und sensibles Thema, habe heute noch - fast 6 Monate nach Papas Tod - damit zu kämpfen.
Es ist so schwer zu akzeptieren: aber mein Papa hat bestimmt.
Für mich war (und ist) es unendlich schwer, aber er kannte die Alternativen und hat seinen Weg selber gewählt.
Mein Wunsch wäre ein anderer Weg gewesen, aber es war Papas Weg.
Einen dicken
von Kirsten.