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Alt 21.09.2009, 12:27
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo,

bin gerad vom KH zurück.

Hatten heute ein längeres Gespräch mit Mamas behanldendem Arzt. Möchte ich Euch wenigstens (fällt kurz aus - bin unter Zeitdruck) mitteilen.

Die Ärzte vermuten einen Befall des zentralen Nervensystems/der Hirnhäute mit Metastasen. Um diese Vermutung zu festigen und in eine handfeste Diagnose umzuwandeln, bedarf es der lumbalen Punktion. Über den entnommenen Liquor kann man das bestimmen.

Mama ist ja quasi abwärts gelähmt und kann somit nicht auf der Bettkante sitzen. Ich hatte seinerzeit auch mal so eine Lumbalpunktion - bei mir ging das auch im Liegen. Diesen Einwand erhob ich dann auch. Der Arzt war supernett, sehr einfühlsam, meinte dann es sei so, dass Mamas Allgemeinzustand z. Zt. einfach viel zu schlecht sei. Insofern - was würde die LP bringen? Aufwand / Nutzen - das Verhältnis wäre nicht gegeben. Gleiches, so die Ansicht des Arztes, bei der Lebersono. Klar kann man die machen. Und wenn man dann wüßte...es sind Lebermetas, die die Verwirrung und den geistigen Zustand und die körperlichen Ausfallerscheinungen bestätigen, ja...was wäre denn dann??? Gegenwärtig nix.

Bei ZNS-Metastasen besteht die Möglichkeit direkt über den Spinalkanal ein Zytostatikum zu geben. Aber das würde Mama z. Zt. überhaupt nicht verpacken.

Ich hab sie heute eingecremt - die Haut an den Armen ist sehr trocken. Ich hab ihre Lippen mit Bepanthen behandelt und sie gestreichelt. Wir haben auch lachen können. Ihr Mann hat sie genervt. Von ihm wollte sie nicht "betüddelt" werden . "Maaaan...lass mich!" Er ganz unschuldig:"Och Schatz, ich tu Dir doch gar nix!" Ich, aus dem Hintergrund auf dem Stuhl hockend:"Ach Mama, hau ihm doch´n paar, wenn er Dich nervt!" (die Art von Humor kennt sie ja ) *flatsch* hat sie ihm was auf den Arm gegeben. Wir haben uns allesamt kaputtgelacht.

Der Arzt ja, hat sich desweiteren, bedingt durch den Umstand, dass Mama relativ gut Luft bekommt und von dieser Seite keine "Not" besteht, für den sofortigen Abbruch der Bestrahlungen ausgesprochen. Mamas Mann hadert. Ich nicht. Er hadert auch bzw. begreift nicht, was uns da heute gesagt wurde. Ich habe das längst. Bedauerlicherweise .

Er meint, Mama muss "erst mal wieder zu Kräften" kommen, "lass sei erstmal wieder vernünftig Essen" ....daran glaube ich nicht mehr. Er meint, dass man dann ggf. die Chemo über das Rückenmark machen kann. Danach habe ich auch gefragt, ob, angenommen die ZNS-Metas würden bestätigt u. behandelt, der alte Zustand (Beweglichkeit der Beine / Klarheit im Kopf) wiederherstellbar wäre. Die Antwort:"Eher nein!"

Ich will und werde meine Mama nicht quälen. Ich überlege, ob ich den Onkologen im WTZ mal telefonisch kontaktieren soll. Mamas Mann ist dagegen:"Was soll der schon machen?!" Einfach nochmal bestätigen, dass es so wie es läuft okay ist.

Ich bin traurig und realisiere so langsam mehr den Ernst der Lage. Zumal ich auch in eine recht nüchterne Richtung denke. Austherapiert bedeutet in dem Fall auch "bereit für´s Hospiz" oder die letzte Reise nach Hause antreten. Ihr Mann ist mit der Pflege gnadenlos überfordert. Ich meine das nicht vorwurfsvoll - eher mitfühlend u. ehrlich. Was würde es mir bringen, hier krank vor Sorge zu sitzen und mir Gedanken darüber machen zu müssen, ob es Mama daheim dem Zustand entsprechend optimal gut geht. Ich werde in den nächsten Tagen (schiebe es noch ein wenig vor mir her) erneut Kontakt zum Hospiz aufnehmen und es dann kurzfristig besichtigen.

Ich wünsche mir, dass meine Mama weiterhin weitestgehend schmerzfrei bleibt und dass sie einfach gar nicht richtig realisiert, was nun genau los ist. Ich frage mich - Gottes Gnade , soll man die darin erkennen, dass es jetzt so ist wie es ist. Es fällt mir schwer dankbar dafür zu sein - nein...eigentlich doch nicht. Nur den Glauben aufrecht zu erhalten, damit hapert es ein wenig von Zeit zu Zeit. Und dann kommen wieder so kleine Momente in denen ich doch davon zehren kann und wieder "frischen Input" bekomme.

Meine Patentante, Mamas beste Freundin kommt am Wochenende. Sie nimmt sich 4 Tage Urlaub. Mal gucken...vielleicht organisiere u. besichtige ich auch mit ihr gemeinsam. You´ll never walk alone.

Wenn du durch einen Sturm gehst
Geh erhobenen Hauptes
Und habe keine Angst vor der Dunkelheit
Am Ende des Sturms
Gibt es einen goldenen Himmel
Und das süße, silberhelle Lied einer Lerche
Geh weiter, durch den Wind
Geh weiter, durch den Regen
Auch wenn sich alle Deine Träume in Luft auflösen
Geh weiter, geh weiter, mit Hoffnung in deinem Herzen
Und du wirst niemals alleine gehen
Du wirst niemals alleine gehen
Geh weiter, geh weiter, mit Hoffnung in deinem Herzen
Und du wirst niemals alleine gehen
Du wirst niemals alleine gehen


Liebe Grüße Euch allen

Annika
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